ZEIT ONLINE

2022-10-17 18:13:48 By : Ms. caroline Huang

Es ist manchmal überraschend, wie lange ein Umzug dauern kann. In die Wohnung neben meiner ziehen neue Mieter ein und das ziehen sie nun schon seit ein paar Wochen hin. Eigentlich schön, wenn jemand in einer deutschen Großstadt noch eine Wohnung findet, aber dank der effizienten Nachkriegsarchitektur des Mietshauses höre ich nun teilweise bis in die Nacht die Umdrehungen der Bohrmaschine wie eine zu lange hinausgezögerte Backenzahnkariesentfernung. Wie viele Wandlöcher kann man eigentlich brauchen?

Dass dieser Text trotzdem fertig geworden ist, liegt an Kopfhörern mit Active-Noise-Cancelling (ANC). Egal ob im Großraumbüro, in der U-Bahn oder eben neben bohrwütigen Nachbarn, ANC-Kopfhörer versprechen völlige Ruhe. Ein besonders beliebtes Modell sind die In-Ear-Kopfhörer (genau genommen sind es Ohrhörer) von Apple , die AirPods Pro. Das Unternehmen ist laut Marktanalysen der Marktführer bei kabellosen Kopfhörern. Auf dem letzten Firmenevent im September sagte Apple-Chef Tim Cook, dass die AirPods Pro das beliebteste Kopfhörermodell des Unternehmens seien.

Auch ich habe bisher mit den AirPods Pro meine Umgebungsgeräusche abgeschaltet. Sie machen das recht effektiv, und durch das Hosentaschenformat hatte ich sie, anders als große Over-Ears, immer dabei. Nun ist die zweite Generation der kabellosen Kopfhörer auf dem Markt und ich frage mich: Was machen die AirPods Pro 2 im Alltag besser? Dafür habe ich sie getestet, drinnen und draußen, mit Musik und in Telefonaten.

Optisch machen die AirPods Pro 2 nicht viel anders: Es sind immer noch zwei weiße Stöpsel, die aussehen, als hätte man den Nicht-Pro-AirPods die Stiele gekappt, die wiederum aussehen, als hätte man den kabelgebundenen EarPods das Kabel gekappt. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Position und Größe der Mikrofone und Sensoren im Vergleich zur ersten Generation der AirPods Pro etwas anders ist. Apple bleibt aber bei der gleichen Form und setzt nicht auf ein Knopfdesign, wie es etwa Samsung, Sony, Google und viele andere Hersteller tun.

Stecken die Hörer mit ihren Silikonköpfen (die neuen Modelle kommen zusätzlich mit einer extrakleinen Variante) nicht im Ohr, liegen sie im mitgelieferten zahnseidepackunggroßen Case, in dem sie auch geladen werden. Das hat in der zweiten Generation die gleichen Maße, enthält aber zusätzlich eine Öse für ein Schlüsselband. Außerdem hat es einen eingebauten Lautsprecher, der beim Laden, Verbinden und kritischem Akkustand zart klingelt.

Der Lautsprecher kann aber auch laut werden: Das Case hat nun quasi einen AirTag eingebaut und lässt sich so mit der Wo-ist?-App des iPhone orten, indem es mit Piepsen auf sich aufmerksam macht. Außerdem kann es nun außer über Apples Lightning-Anschluss auch mit einem Apple-Watch-Ladegerät oder mit der kabellosen Qi-Technologie (etwa in Form von Apples MagSafe) geladen werden. Zudem gibt es für das Case eine kostenlose Emoji-Gravur, die dann, nettes Detail, auch in der iPhone-Software dargestellt wird.

Für mich zählen aber vor allem die inneren Werte und bei denen hat sich mehr getan: Der neue H2-Chip der AirPods Pro 2 soll die Klangqualität und Geräuschunterdrückung verbessern. Apple verspricht außerdem, dass die zweite Generation der AirPods Pro bis zu doppelt so gut wie die Vorgänger Geräusche unterdrücken kann – woran auch immer sie diese Zahl festmachen. Mit dem Noise-Cancelling der ersten AirPods Pro war ich meistens zufrieden, gerade konstante Nebengeräusche wie in der Bahn oder in einem belebten Café konnten sie gut filtern.

Um herauszufinden, ob die AirPods Pro 2 besser sind, stelle ich mich an eine viel befahrene Straße, Lkw, Pkw und Busse rauschen an mir vorbei. Zuerst stecke ich mir die ersten AirPods Pro in die Ohren: Es wird ruhiger, ich höre ein leichtes Hintergrundrauschen; wenn ein Auto direkt an mir vorbeifährt, nehme ich das aber deutlich wahr. Wechsel auf die AirPods Pro 2 und, tatsächlich: Es wird deutlich ruhiger. Nicht still, aber ich höre von den vorbeifahrenden Autos wesentlich weniger. Ich gehe ein Stück, wechsle hin und her. Beim Gehen mit den älteren AirPods Pro höre ich meine Schritte in meinem Kopf, im Vergleich fühlt es sich ein bisschen an, als würde ich den Kopf unter Wasser halten. Mit den neueren höre ich die Schritte nicht mehr.

In den Tagen meines Tests habe ich oft beide Generationen nacheinander probiert. Für mich lässt sich der Unterschied am besten so fassen: Die originalen AirPods Pro dämpfen die Umgebungsgeräusche, als würde ich eine dicke Wolldecke über mich werfen. Die neuen AirPods Pro 2 drehen dagegen eher den Lautstärkeregler der Welt um mich herum herunter. Die Geräuschunterdrückung fühlt sich damit überraschend natürlich an – als wäre die Welt um mich herum wirklich so ruhig. Einzig wenn Leute neben mir laufen und sprechen, kann ich das bei beiden Generationen noch gut hören, auch in der Bahn schaffen es die lauten Diskussionen der Kinder vor mir durch die Stöpsel hindurch.

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