USA: Warum das US-Militär in ein Backenzahn-Mikro investiert - DER SPIEGEL

2022-10-10 02:33:55 By : Ms. Heny pei

Im Körper versteckte Kommunikationssysteme - so etwas kennt der Laie am ehesten aus dem Labor des legendären Technikexperten Q in den "James Bond"-Filmen. Doch solche Systeme sind keine Fiktion mehr, das US-Militär hat sie bereits erprobt: Das "Molar Mic" ist ein verborgenes System, das im Mund getragen wird. Es funktioniert im Grunde ähnlich wie gängige Headset-Systeme am Handy. Über ein Mikrofon wird weitergeleitet, was der Träger sagt. Gleichzeitig versteht er, was ihm am anderen Ende der Leitung jemand erzählt.

Das "Molar Mic", abgeleitet von Molar für Backenzahn, wird dem Träger individuell in den hinteren Teil des Gebisses eingepasst. Es überträgt den Schall nicht über eine Lautsprecher-Membran, sondern leitet Vibrationen über den Knochen direkt zum Hörnerv ins Innenohr.

Das System soll eine fehlerfreie Kommunikation auch bei sehr lauten Umgebungsgeräuschen ermöglichen - etwa während Fallschirmsprüngen oder bei Tätigkeiten nahe Flugzeugen und Helikoptern. Selbst im Freiwasser soll das System funktionieren. Dass das Backenzahn-Headset nicht zu sehen ist, macht es auch für geheime Einsätze interessant. Zudem kann es etwa durch große körperliche Aktivität wie bei Kampfeinsätzen nicht so leicht verrutschen und unter Gasmasken getragen werden.

USS "Zumwalt": Riesen-Zerstörer auf Jungfernfahrt

Deshalb ist leicht nachvollziehbar, dass das Militär Interesse an der Technik hat. Laut einem Bericht des US-Portals "Defense One"  hat die U.S. Air Force mit dem Hersteller, dem kalifornischen Tech-Unternehmen Sonitus Technologies, gerade einen Vertrag über zehn Millionen Dollar vereinbart.

Zudem wurde das "Molar Mic" bereits von US-Streitkräften getestet. In Afghanistan hätten es Piloten 14 Monate lang erprobt. Auch trugen es Rettungskräfte bei Einsätzen in Houston während des Hurrikans "Harvey" im vergangenen Jahr. Offenbar funktionierte das System trotz lärmender Windgeräusche.

Damit das Backenzahn-Headset eingesetzt werden kann, muss der Nutzer aber noch einen kleinen Sender um den Hals tragen. Die Daten werden drahtlos über Magnetinduktion ("Near-field magnetic induction communication") vom Sender in den Mund ausgetauscht, das System funktioniert im Gegensatz zum Bluetooth-Standard auch unter Wasser. Der Hals-Sender ist wiederum mit einem Smartphone oder Funkgerät verbunden.

Allerdings braucht der Anwender ein wenig Zeit, damit sich sein Gehirn an die Umwandlung der akustischen Informationen gewöhnen kann. Nach etwa drei Wochen könne man mit dem "Molar Mic" aber genauso gut hören, wie man mit seinem Ohr hört, sagte Sonitus-Chef Peter Hadrovic .

Grundsätzlich sind Hörsysteme, die über Knochenleitung (Bone Conduction)funktionieren, nicht neu und bereits im Handel erhältlich. So gibt es etwa einen Kopfhörer, der speziell für Sportschwimmer entwickelt wurde, und der ebenfalls Schwingungen über den Schädelknochen weiterleitet. Allerdings werden sie außen getragen, genau wie Hörbrillen, die auf dem Schläfenbein, dem Knochen hinter der Ohrmuschel, aufliegen. Das System könnte auch für Menschen mit Funktionsproblemen am Außenohr interessant sein.

Langfristig könnte das System auch noch für andere Zwecke eingesetzt werden. So sei die Messung und Weiterleitung von Vitalwerten wie Puls oder Blutdruck über den Zahnclip im Mund möglich. Damit erfasst das Militär etwa Belastungsspitzen von Soldaten im Einsatz.

Ob so ein Gebiss-Headset irgendwann vom Verbraucher im Elektro-Fachmarkt gekauft werden kann, ist fraglich. Die Soundqualität steht bisher nicht im Fokus der Entwickler. Highend-Kopfhörer wird das "Molar Mic" also nicht so schnell ersetzen.

Ein Riese im Atlantischen Ozean: 183 Meter lang, eine Verdrängung von 15.000 Tonnen - die "USS Zumwalt" ist der größte Zerstörer der Welt. Am Montag ist er erstmals zu einer Testfahrt ausgelaufen.

Der Zerstörer soll im kommenden Jahr in den Dienst der US-Marine gestellt werden. Das Schiff verfügt über zwei Gasturbinen mit einer Leistung von jeweils 35 Megawatt. An Bord sind neue Radar- und Sonar-Geräte und Dutzende Waffensysteme, darunter Raketen und Marschflugkörper.

Aufbruch zur Testfahrt: Unter den Schaulustigen in Fort Popham an der Mündung des Kennebec waren Schiffsbauer und Seeleute. Da an Bord des neuen Zerstörers vieles automatisiert abläuft, kann das Kriegsschiff mit einer viel kleineren Crew in See operieren als üblich; rund 140 Mann sollen reichen. Zum Vergleich: Herkömmliche Lenkwaffenzerstörer der "Arleigh-Burke"-Klasse brauchen deutlich mehr als 300 Mann.

Mit seinem extrem scharfen Bug soll das Schiff die Wellen durchschneiden - und nicht von der Dünung angehoben werden. Die schrägen Flächen sorgen dafür, dass die "Zumwalt" im gegnerischen Radar kaum auszumachen ist - mit seiner Stealth-Technik wird der Zerstörer zum Tarnkappenschiff.

Die Innovationen haben ihren Preis: Die "Zumwalt", das erste von drei Schiffen dieser Klasse, kostet mindestens 4,4 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was die Marine bisher für "normale" Zerstörer ausgegeben hat. Bestellt wurde das Kriegsschiff bereits 2008.