TSV 1860 München: Köllner zieht nach FCI-Pleite die Zügel an

2022-10-12 17:23:16 By : Ms. Doris Cai

Am Dienstag hatten die Löwen-Profis nicht viel zu lachen. Trainer Michael Köllner verordnete eine knallharte Einheit mit intensiven Läufen.

München – Bluetooth-Lautsprecher, so hat es sich eingebürgert, gehören heutzutage zur Grundausstattung einer jeden Mannschaftskabine. Land ein, Land aus werden sie zum Dreh- und Angelpunkt der Siegesfeiern, auch der TSV 1860 beschallt regelmäßig die Giesinger Volckmerstraße hinter dem Grünwalder Stadion mit lauter Musik - aber nur, wenn vorher auch wirklich gewonnen wurde.

Das hatte am Wochenende beim 1:2 gegen Ingolstadt ja bekanntlich nicht funktioniert und so fand genau solch eine Musik-Box mit ein paar Tagen Verspätung nun andere Verwendung. Statt fetter Bässe schallten beim Dienstagstraining an der Grünwalder Straße zackige Lauf-Kommandos vom Band über den Platz, Trainer Michael Köllner (52) machte klar: Die Gute-Laune-Wochen sind vorbei – auch im Training. Denn er ließ seine Löwen richtig knechten.

Schon als Marcel Bär, Philipp Steinhart (beide 30) und Co. gut gelaunt auf den Platz kamen, war dieser zur Hälfte übersäht mit kleinen bunten Plastikhütchen. Wer sich hier noch fragte, wozu der ganze Aufriss, bekam nur wenig später eine Antwort. Noch am Samstag gegen die „Schanzer“ hatten die Löwen nicht gerade mit besonders viel Einsatz geglänzt, schlurften teilweise über den Platz. So träge, dass sich Köllners Trainerteam – frei nach 1860-Legende Werner Lorant – dann wohl dachte: „Die Spieler sollen rennen und das Maul halten.“

Also packte Fitness-Coach Jörg Mikoleit die Musik-Box aus, koppelte diese (erst erfolglos, dann erfolgreich) mit dem Smartphone und es konnte losgehen. 30 Minuten lang ließ Köllner seine Männer über 80- und 100-Meter-Distanzen laufen, nach jedem Durchgang gab es nur Sekunden zum Verschnaufen. Die Tücke: Von Mal zu Mal wurde das Tempo erhöht, wer nicht beim Piepton die Ziellinie erreicht hatte, schied aus. Köllner unterdessen stand seelenruhig daneben und nahm in bester Louis-van-Gaal-Manier schweigend zur Kenntnis, welcher seiner Männer wie lange durchhielt. Joseph Boyamba (26), Quirin Moll (31) und Semi Belkahia (23) gehörten zu den ersten, die aufsteckten, nur wenig später folgten Leandro Morgalla (18) und Jesper Verlaat (26).

Spätestens bei erforderlichen 20km/h dann lichtete sich das Teilnehmerfeld, auch der gegen Ingolstadt unterirdisch spielende Martin Kobylanski (28) und Fynn Lakenmacher (22) gaben auf. Letzter war gar so abgekämpft, dass er minutenlang wie Jesus am Kreuze mit abgestreckten Armen auf dem Rasen lag und das Grande Finale zwischen Alexander Freitag (23) und Devin Sür (18) gar verpasste.

Dass Freitag gewann, interessierte nur wenig später aber niemanden mehr. Die nächste Übung stand an; diesmal mit Ball, denn auch der wird am Samstag beim VfL Osnabrück (14 Uhr) mit von der Partie sein, wenn Sechzig zurück in die Erfolgsspur finden will. Mit mangelhafter Laufleistung ist nach der Qual vom Dienstag dann aber nicht mehr zu rechnen. (JACOB ALSCHNER)