Test: Focal Celestee - High End / HiFi Kopfhörer (Over-Ear, geschlossen)

2022-10-10 23:43:58 By : Mr. Fred Feng

Frohlocket liebe Audiofans und Freunde des gepflegten Tons, denn wir bringen frohe Kunde. Das Unternehmen Focal wendet sich mit Release des Celestee Kopfhörers nunmehr den Bedürfnissen von uns Normalsterblichen zu. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich das audiophile Designermodell im Härtetest bewährt.

Die traditionsreiche Audio-Schmiede Focal genießt unter HiFi-Fans weltweit einen einwandfreien Leumund. Widmen sich die französischen Klangidealisten doch schon seit nunmehr 35 Jahren erfolgreich und passioniert der Herstellung von HiFi- und High-End-Lautsprechern. Doch auch seit gut 10 Jahren wird die Eroberung des heiß umkämpften Kopfhörer-Marktes anvisiert. So präsentiert sich das Release des Focal Celestee Kopfhörers am unteren Ende des Luxussegmentes als cleverer, marktstrategischer Schachzug der Franzosen.

Kunststück, denn am oberen Ende thront mit satten 4.000 Euro bereits das Spitzenmodell Focal Utopia. Ein immer noch unbestritten lohnendes Investment, dass sich jedoch nicht unbedingt für jeden Normalbürger im Kosmos des Erschwinglichen bewegt. Da wirken die 999 Euro UVP, die der geschlossene Over-Ear Kopfhörer Focal Celestee aufs Tapet bringt, doch in weiten Teilen volksnäher.

Doch nicht nur den Preis betreffende Umstände bewegen uns dazu, dem hübschen Release aus dem französischen Bruderstaat in der AUDIO TEST Aufmerksamkeit zu schenken. Waberte doch schon unlängst die frohe Botschaft über den sagenhaften Detailreichtum des Testobjektes über die Flure unserer Redaktion im Leipziger Osten. Und als Randnotiz sei bemerkt, dass der Celestee übrigens der direkte Nachfolger vom Focal Elegia ist, den wir auch bereits im AUDIO TEST Magazin testen durften (Ausgabe 07/19, ▶ lesen Sie hier unseren Test). Schauen wir uns nun nach der obligatorischen Vorrede das kleine Schnäppchen aus dem Bereich High-End-Audio doch mal etwas genauer an.

Allein der stylische Hartschalenbody im urban-ergonomischen Shape ist schon ohne den klanggewaltigen Inhalt ein echter Hingucker. Mit massig viel Zubehör darf der Kunde allerdings nicht rechnen. Denn mehr als ein 1,2 Meter langes Verbindungskabel zum Endgerät (Miniklinke, Adapter auf 6,35 mm Klinke) bringt der Focal Celestee nicht mit. Das Kabel verwunderte uns in der Redaktion allerdings in tatsächlich vielerlei Hinsicht. Gegenstand der Kritik war nicht nur die spärliche Länge und der enge, räumliche Spielraum zum Kopfhörer hin. Darüber hinaus verhält sich das mitgelieferte und durchaus audiophile Kabel, aufgrund seiner mangelnden Elastizität, beim Hörgenuss tatsächlich etwas störrisch. Wir empfehlen daher sich bei der Verbindung zum Endgerät bzw. Vorverstärker nach einem Dritthersteller umzusehen.

Im nachfolgenden Versuchsaufbau haben wir uns redaktionell für eine Verbindung zum Chord Mojo 2 Kopfhörerverstärker entschieden, der in einem ausführlichen Test in ebenfalls in dieser AUDIO TEST Ausgabe auf Seite 38 zu finden ist. Verkabelt haben wir die Traumkombination mit Avinity Cinch-Kabeln mit einer aufwändig silbervergüteten sowie kupfermodulierten OFC-Litze. Doch bevor wir zum klanglichen Detailreichtum des im Ganzen 430 Gramm schweren Over-Ear-Kopfhörers von Focal kommen, wollen wir noch ein paar Worte über die oben angesprochenen Äußerlichkeiten verlieren, die es beim Fachhändler in Farben Navy Blue und Soft Copper gibt.

Insgesamt können wir dem Focal Celestee ein großartiges und ebenso geschmackvolles Design attestieren. Das Produkt versprüht beim Auspacken Neuwagenflair und die edlen Materialien, die Focal hier verarbeitet hat, wirken in ihrer Komposition formschön, edel und wertig. Analog dazu sind die Gehäuseschalen mit echtem Leder und einem Schutzgitter aus Edelstahl überzogen. Die Außenseite des Bügels, nebst Ohrpolster sind ebenfalls mit Leder veredelt. Bei der Innenseite der Hörmuschel wurde hingegen Mikrofaser verwendet. Auch hinsichtlich des Tragekomforts haben die französischen Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Mussten sie auch, denn es galt die oben schon erwähnten 430 Gramm Kampfgewicht des Celestee auszutarieren. Gelungen ist dieses Wunderwerk der Ingenieurskunst durch eine recht druckvolle Passform sowie durch großzügige Rundung des Kopfbügels. Über den Verzicht eines Klappmechanismus kann je nach bevorzugtem Anwendungsgebiet sicherlich gestritten werden. Im hier besprochen Zusammenhang sorgt der Umstand zudem dafür, dass sich der Celestee vergleichsweise recht massig anfühlt. Auch und besonders bei längeren Hörsessions im heimischen Terrain – der ausgesprochenen Komfortzone des Celestee. Im Innenraum des Kopfhörers verbirgt sich eine aufwändige Treiberkonstruktion. Das Kleinod – sozusagen das Herzstück des smarten Arrays – ist dabei die M-förmige Aluminium/Magnesium-Membran der Treiber, die sich die Konstrukteure des Celestee, nebst geschlossener Bauform von den Spitzenmodellen aus dem eigenen Haus abgeschaut haben. Wer die physikalischen Eigenschaften berylliumbeschichteter Membranen bevorzugt, sollte seinen Blick indessen Richtung Flaggschiff wenden.

Loten wir zunächst den Bass- und Subbassbereich der Kopfhörer mit dem Titel „My Shadow Life“ von dem Multiinstrumentalisten Duke Garwood und dem erst kürzlich und viel zu jung verstorbenen Sänger und Grunge Pionier Mark Lanegan aus. Hier präsentiert sich die Tiefenstafflung des Celestee als sauber und über weite Strecken definitionsgetreu. Im Subbassbereich müssen wir allerdings ein leichtes Nachschieben konstatieren, was sich aber sofort verliert, sobald wir uns oberhalb der Subkontraoktave bewegen. In diesem Frequenzbereich fühlt sich der Celestee anscheinend so richtig wohl. Und versorgt uns im Versuchsaufbau stets mit knackigen Bassimpulsen und fettem Untertonfutter. Aber Musikgenuss nebst Hörgewohnheiten sind immer zu einem Gutteil recht subjektiv. So kann es je nach Gusto sehr ansprechend sein, so lustvoll in die tiefsten Tiefen der Frequenzbereiche abzutauchen, wie es unser Testobjekt bei der Wiedergabe des rollenden Synthiebasses des bisweilen epischen Tracks zu tun beliebt. Unser Proband schien mit der bis hierher gehörten Performance sichtbar allenthalben recht einverstanden.

Das Grundtonspektrum wird vom Celestee hingegen neutral – fast schon mit weniger Spitzigkeit als im Basstonbereich behandelt. Die geradezu brillante Darstellung des Mittenspektrums passt zur Klangphilosophie von Focal genau wie der Detailreichtum in der Umsetzung. Analog dazu gelingt dem Celestee die Separation der einzelnen Instrumente durchweg einwandfrei, was wir mit dem Genuss der 3. Sinfonie von Philipp Glass für letztgültig bewiesen halten. Und uns zudem zu der Bemerkung genötigt sehen, dem Celestee eine bemerkenswerte Räumlichkeit zu attestieren – auch und gerade für ein geschlossenes Kopfhörer-Modell.  

Im Hochtonspektrum arbeitet der Celestee glasklar und exakt. Cindy Laupers „Girls just wanna have fun“ wird mit diesem Kopfhörer tatsächlich zur ganzheitlichen Erfahrung. Die dubbigen Achtel des Synthesizers auf dem rechten Ohr, ein unglaublich geschmackvolles Gitarrenriff links, dass wir um ehrlich zu sein, auch nach rund 40 Jahren Powerrotation auf allen Radiostation kurioser Weise zum ersten Mal wahrnehmen, sowie Cindy, mittig über allen drüber und seien wir nochmal ehrlich, unter ästhetischen Gesichtspunkten doch etwas sehr schrill – aber so ist es eben.

Der Focal Celestee Over-Ear Kopfhörer ist im gut sortierten Fachhandel zum Preis von 999 Euro (UVP) erhältlich.

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/2022

▶ Lesen Sie hier: Test: Focal Elegia High End Kopfhörer – Schweres Erbe?

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Patrice Lipeb arbeitet als Musiker und Kulturschaffender. Lipeb wirkte in zahlreichen Audio- und Theaterproduktionen sowie Hörspielen als Musiker und/oder Produzent mit. Darüber hinaus ist er Autor und Tester für die AUDIO TEST und LIKEHIFI.de.