Smartphone-Test​: Apple iPhone 14 Pro - dynamische Insel und Link ins All​

2022-10-14 04:22:19 By : Mr. Jack Wang

Düsseldorf Das iPhone 14 Pro gleicht seine Vorgänger auf dem ersten Blick, hat aber doch einige Neuerungen an Bord: neben dem Always-on-Display etwa die anfangs belächelte „Dynamic Island“ - und vor allem eine verbesserte Kamera. Bis zu 2099 Euro kann das iPhone jetzt kosten.

Als erstes fallen beim iPhone 14 Pro die riesigen Kameras ins Auge. Waren die drei Linsen schon beim Vorgänger sehr mächtig, sind sie bei der aktuellen Generation noch einmal gewachsen, jede hat einen Durchmesser von 1,6 Zentimetern. Die massive Objektiv-Kachel auf der Rückseite gehört zu dem neuen Kamerasystem der beiden Pro-Modelle. Im Mittelpunkt steht ein Bildsensor mit 48-Megapixeln.

Nicht nur optisch hebt sich die Pro-Version des iPhone 14 in diesem Jahr stärker als gewohnt vom Standard-iPhone ab. Zwei interne Neuerungen bleiben Käufern eines iPhone 14 Pro vorbehalten: Das Always-on-Display und die bereits als Pille verspottete „Dynamic Island“, der sich wandelnde Bereich am oberen Bildschirmrand rund um die Aussparung für Selfie-Kamera und Sensoren zur Gesichtserkennung. Beide Feature haben das Zeug dazu, die alltägliche Nutzung des iPhones zu verändern.

Die Dynamic Island ist mehr, als nur eine Spielerei Seit dem iPhone X prangt am oberen Bildschirmrand die „Notch“ genannte Aussparung für Sensoren und Lautsprecher. Damals im Zuge der Ausweitung der Displaygröße eine Notlösung, wird der Displaybereich mit der „dynamischen Insel“ fünf Jahre später von der Not zur Tugend.

Die Notch wurde verkleinert und ein paar Millimeter von der Bildschirmkante heruntergeschoben. Sie wirkt für Nutzer nun schwarz - und genauso tiefschwarz können die Pixel der OLED-Bildschirme des iPhone sein. Damit kann der Balken rund um die Lücke größer und kleiner werden, während er verschiedene Informationen anzeigt.

Diverse Benachrichtigungen und Symbole - etwa das geöffnete Vorhängeschloss beim Entsperren des iPhone, die durchgestrichene Glocke beim Stummschalten, die Batteriewarnung - sie alle wandern nun in die „Dynamic Island“. Ist etwas los, erweitert sie sich und zeigt es an.

Die Insel bringt Ordnung ins Info-Chaos Wird Musik abgespielt, zeigt der Balken ein winziges Albumcover und tanzende Soundwellen ab. Tippt man ihn kurz an, öffnet sich die dazugehörige Musik-App. Ein langer Druck klappt das kompakte Player-Widget aus. Auch wenn man etwa das iPhone ans Ladekabel stöpselt, Bluetooth-Ohrhörer anschließt, oder die FaceID-Gesichtserkennung benutzt - der Hinweis dazu landet direkt in der Insel.

Der kleine Balken hat gleich in mehrerlei Hinsicht große Auswirkungen. Bisher waren die verschiedenen Benachrichtigungen über den Bildschirm verstreut. Nun haben sie einen festen Platz und ein einheitliches Format. Während das Auge bisher trainiert war, die Notch auszublenden, wird die Insel um sie herum im Gegenteil zum Ort, den es zur Info sucht.

Statt sich wie bisher in den Vordergrund zu drängen, schweben die Informationen nun auf einer zusätzlichen Ebene oberhalb der App, die man gerade nutzt. Bisher können App-Entwickler über die „NowPlaying“-API für Multimedia-Wiedergabe und CallKit für Anrufe auf die Insel zugreifen. Wenn Apple sie für die „Live-Aktivitäten“-Schnittstelle freigibt, wird die „Dynamic Island“ mehr von ihrem Potenzial entfalten können.

Dann werden in dem Bereich etwa auch Live-Sportergebnisse oder die Ankunftszeit eines Fahrdienstes angezeigt werden können. Läuft parallel ein Timer, wird er räumlich in einen eigenen kleinen Kreis abgekapselt.

Hat Youtuber Marques Brownlee in einem seiner ersten Videos über das neue iPhone prophezeit, die Dynamic Island werde bestimmt das am meisten kopierte Feature werden, sind mittlerweile tatsächlich bereits diverse Apps aufgetaucht, welche die Pille auch auf Android-Geräte zaubern.

Mehr Informationen auf einen Blick Um mehr Informationen auf einen Blick geht es auch bei dem ständig aktiven Display. Im Stand-by ist es nicht mehr schwarz, sondern zeigt den Sperrbildschirm an. Damit die Funktion nicht schnell die Batterieladung leert, werden Displayhelligkeit und Bildwiederholrate gedrosselt. Und wenn etwa das Telefon mit dem Bildschirm nach unten auf dem Tisch liegt, geht er aus.

Dieses Always-On-Display kann unterhalb der Uhrzeit Informationen in einer Reihe aus bis zu vier kleinen Widgets anzeigen. Das können zum Beispiel die Aktivitätsringe oder die Lufttemperatur sein. Die Funktion wirkt noch ein wenig wie ein unbeschriebenes Blatt - buchstäblich, denn der Großteil des Displays bleibt leer. Mit der Zeit könnten diesen Platz die Entwickler-Widgets mit Live-Aktivität ausfüllen. Das würde es möglich machen, seltener das Telefon entsperren und eine App öffnen zu müssen.

Mehr Pixel für mehr Kamera-Details Während das Always-on-Display und die „Dynamic Island“ die Bedienung aufpolieren, gehört die Kamera zu den meistgenutzten Funktionen eines Smartphones. Apple, das über Jahre darauf fokussiert war, das Maximum aus 12-Megapixel-Sensoren herauszuholen, rüstet nun nach Konkurrenten wie Samsung oder Google auch bei der Zahl der Bildpunkte auf.

Die Idee dabei ist, meistens die 48 Megapixel der neuen Pro-Modelle in Vierergruppen zu bündeln, um so eine 12-MP-Auflösung mit größeren Pixeln zu bekommen. Größere Pixel können mehr Licht aufnehmen und das ist besonders bei schwachen Lichtverhältnissen hilfreich. Das neue Kamerasystem hat auch den Vorteil, dass sich das Teleobjektiv mit zweifacher Vergrößerung jetzt einfach 12 Megapixel aus der Mitte des Sensors herauspickt.

In Apples ProRAW-Format kann man aber auch die volle Sensor-Auflösung von 48 Megapixeln ausschöpfen. Ein Bild kann dann allerdings je nach Motiv einige Dutzend oder auch mehr als 100 Megabyte groß sein - was einiges an Speicherplatz erfordert. Zudem ist das Format nichts für Schnappschuss-Serien: Das Telefon nimmt sich Zeit, um ein Bild zu verarbeiten. Und alle 48 Megapixel nutzt die Kamera nur bei Fotos mit dem Standard-Weitwinkelobjektiv (1x).

Nach den ersten Eindrücken liefert die Kamera des iPhone 14 Pro etwas schärfere und detailreichere Bilder mit einer leicht kühleren Farbpalette als die Vorgänger-Modelle. Die Verbesserungen sind speziell bei schlechten Lichtverhältnissen sichtbar.

Unfallerkennung und ein Notruf ins Weltall Zugleich hat die gesamte iPhone-14-Reihe zwei Funktionen, die im Idealfall niemals genutzt werden. So richtig gut testen lassen sie sich daher auch nicht. Im Notfall können sie aber Leben retten. Das ist zum einen die Erkennung von Autounfällen. Die iPhones bekamen dafür neue Sensoren. Sie können heftige Belastungen bei einem Aufprall registrieren, erkennen Druck-Veränderungen durch das Öffnen von Airbags und sie werten Umgebungsgeräusche aus. Google hat die Funktion in Android bereits vor längerer Zeit eingeführt, jedoch in Deutschland noch nicht freigeschaltet.

Die Software kann Frontal- und Seitenaufpralle, Auffahrunfälle sowie ein Überrollen erkennen und danach automatisch einen Notruf auslösen, wenn man nicht binnen 20 Sekunden reagiert. Auch in der neuen Apple Watch Series 8 ist die Technologie integriert.

Wer in Gegenden ohne Mobilfunk-Empfang in Not gerät, kann mit den Modellen der iPhone-14-Reihe einen Hilferuf direkt per Satellit absetzen. Die Funktion soll ab November zunächst nur in den USA und Kanada verfügbar sein. Aber auch Reisende aus anderen Ländern werden dort von ihr profitieren können. Und es ist davon auszugehen, dass Apple die Abdeckung schnell auf mehr Regionen ausweitet.

Der Kontakt zum Satelliten ist jedoch nicht ganz unkompliziert Für zwei Jahre soll der Satelliten-Notruf kostenlos nutzbar sein, wie viel er danach kosten wird, ist bisher nicht bekannt. Hinter der Funktion steckt ziemlicher Aufwand: Das iPhone muss dafür direkt auf den fürs Auge nicht sichtbaren Satelliten gerichtet sein.

Je nach Empfangsstärke kann das 15 Sekunden bis hin zu über einer Minute dauern. Die Software gleicht die Position des Handys und verfügbare Satelliten ab und zeigt in einer Grafik auf dem Display an, wohin man mit dem iPhone zielen soll.

Die Plastik-SIM soll weg Mit dem iPhone 14 versucht Apple mit Nachdruck, die umprogrammierbare eSIM im inneren der Geräte als neuen Standard statt der gewohnten Plastik-SIM zu etablieren. Die US-Versionen des iPhone 14 haben gar keinen Schlitz für eine physische SIM-Karte mehr.

In Deutschland kann man seine bisherige Mobilfunk-Karte zwar weiterhin verwenden. Wenn man ein iPhone 14 mithilfe des bisherigen iPhones konfiguriert, bietet der Einrichtungsassistent aber auch gleich an, die Telefonnummer in die eSIM zu überführen.

Starker Dollar macht das iPhone 14 teurer - keine Mini-Version Während Apple in den USA die Preise stabil hielt, sorgen der starke Dollar und die Inflation in Europa für zum Teil kräftige Preissteigerungen. So kostet das Grundmodell des iPhone 14 mit 128 Gigabyte Speicher bereits 999 Euro gegenüber 899 Euro beim iPhone 13. Die neue Plus-Version mit größerem Display (6,7 statt 6,1 Zoll) gibt es ab 1149 Euro. Anders als bei der 13er-Modellreihe gibt es kein iPhone 14 mini mit kleinerem 5,4-Zoll-Bildschirm.

Für die Pro-Modelle muss man noch deutlich tiefer in die Tasche greifen, die Preise starten bei 1299 Euro, zuvor waren es 1149 Euro. Beim größeren Pro Max sind es jetzt mindestens 1449 Euro statt zuvor 1249 Euro. Und das teuerste iPhone, das Pro Max mit einem Terabyte Speicher, kostet nun satte 2099 Euro - 250 Euro mehr als beim iPhone 13.

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