Ohr frei: Kopfhörer von Aftershokz nutzen Knochenschall

2022-10-09 06:36:45 By : Mr. Michael Ma

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Ohren frei: Der Kopfhörer Aeropex arbeitet mit Knochenschall. Bild: Aftershokz

Musikhören mit In-Ear-Kopfhörern kann gefährlich sein, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Knochenschall-Kopfhörer aber lassen die Ohren frei. Mächtige Bässe können da schon mal am Jochbein kitzeln.

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S ie leben gefährlich – Fußgänger und Radfahrer, die sich mit ihren Drahtlos-Kopfhörern so zudröhnen, dass sie von ihrer Umgebung nicht viel mitbekommen und wie ferngesteuert durch urbanes Verkehrsgetümmel mäandern. Natürlich gibt es Abhilfe: Dank eingebauter Mikrofone können viele In-Ear-Hörer akustisch durchlassen, was in der Außenwelt passiert. Und es gibt noch eine andere Art, gleichzeitig den Kontakt zum Smartphone und zum wirklich wahren Leben zu halten: Man vertraut die Musikwiedergabe einem Knochenschall-Kopfhörer an.

Knochenschall? Der etwas seltsam klingende Gattungsname deutet an, wie die Sache funktioniert. Die Ohren bleiben frei, der Hörer erzeugt die Töne mit gekapselten Wandlern, die knapp vor den Ohrmuscheln sitzen, also dort, wo das Schläfenbein auf das Jochbein trifft. Der Schädelknochen nimmt die Schallwellen auf und leitet sie ans Innenohr weiter, das Gehör identifiziert sie als akustisches Ereignis. Für Chorleiter und Dirigenten zum Beispiel zählt dieser Übertragungsweg zur Alltagsroutine: Sie drücken gern eine angeschlagene Stimmgabel an ihre Schläfe, um so den Kammerton laut und deutlich zu hören. Und in der Medizin kann die Methode der Knochenleitung helfen, bestimmte Arten der Schwerhörigkeit zu kompensieren. Aber was bringt das Prinzip auf dem Fahrrad? Und taugt es womöglich sogar im Büro zur ohrenfreien Fernkommunikation über ein Headset? Wir haben es mit zwei neuen Knochenschall-Kopfhörern von Aftershokz ausprobiert, einem amerikanischen Hersteller, der sich auf diese Wandler-Art spezialisiert hat.

Das Modell für Radler, Jogger und andere Frischluft-Aktivisten heißt Aeropex, kostet um 170 Euro und wiegt 26 Gramm. Ein schmaler, flexibler Nackenbügel aus Titan hält den Hörer sicher am Kopf, auch wenn sein Träger kräftig in die Pedalen tritt. Eine Rundum-Beschichtung aus weichem Kunststoff schützt das Gerät vor Feuchtigkeit. Der eingebaute Akku soll bis zu acht Stunden durchhalten; geladen wird er über ein USB-Kabel, das mit einem Magneten an der Hörer-Elektronik andockt.

Die Funkverbindung zum Smartphone funktioniert nach dem jüngsten Bluetooth-Version 5.0. Zur Kopplung drückt man eine der beiden winzigen Lautstärke-Tasten auf der Unterseite der Akku-Sektion ein paar Sekunden lang; das Smartphone erkennt dann das Hörermodell und kann es als Spielpartner auswählen. Der Bluetooth-Funk unterstützt auch das Telefonieren; ein Druck auf die Multifunktionstaste am linken Schallwandler nimmt das Gespräch an, ein weiterer Druck beendet es, zwei Mikrofone auf der rechten Hörerseite fangen das gesprochene Wort ein.

Die zweite Aftershokz-Neuheit heißt Opencomm und ist ebenfalls für 170 Euro zu haben. Dieses Modell ist eher auf die Arbeitswelt zugeschnitten. Ein kleines Richtmikrofon am schwenkbaren Bügel erweitert es zum Headset für Zoom-Konferenzen und andere Kommunikationsaufgaben. Auch der größere Akku passt zu diesem Aufgabenfeld. 16 Stunden lang soll er Strom liefern.

Folglich geriet der Opencomm mit 33 Gramm etwas schwerer. Bluetooth 5.0 sorgt auch hier für die Ver­bindung, und das Pairing, also der Aufbau der Ver­bindung zum Smartphone oder dem Computer, funktioniert noch ein bisschen eleganter. NFC, der Funk für ultrakurze Distanzen, kann die Aufgabe übernehmen, sobald die beteiligten Geräte einander berühren. Ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten: Auch hier sorgt ein Nackenbügel aus Titan für stabilen Halt, eine Beschichtung trotzt Feuchtigkeit und Staub, eine Multifunktionstaste startet und beendet Gespräche oder steuert die Musikwiedergabe.

Nun, hält man die Schallwandler direkt vor die Ohren, so fällt ihr Pegel direkt auf. Kopfhörer für den Knochenschall müssen wesentlich lauter spielen als alle anderen Modelle, die sich aufs Trommelfell richten. So spürt man ihre Arbeit manchmal sogar auf der Haut. Mächtige Bässe können ein wenig kitzeln. Mittlere Frequenzen beherrschen die Knochenwandler gut, zu den höchsten Tönen hin fällt ihre Lautstärke immer mehr ab.

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Musikalische Brillanz zählt zwar nicht zu der Kernkompetenz dieser Wandler-Art. Sprache können die Aftershokz-Hörer jedoch recht gut wiedergeben, das Mikrofon des Opencomm leistet zudem einen soliden Beitrag zur Fernkommunikation. Die Ohrfreiheit dieser Modelle ist eine reizvolle Eigenschaft. Um die Sicherheit im Straßenverkehr für sich und andere zu erhöhen, empfehlen wir aber ohnehin lieber, die Lautstärke etwas herunterzudrehen. Das verbessert die eigene Aufmerksamkeit spürbar.

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Freiheit für die Ohren: Diese Kopfhörer nutzen Knochenschall

Freiheit für die Ohren

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