Neumann NDH 20 Test: Das Gebot der Neutralität ⋆ delamar.de

2022-10-09 08:39:12 By : Ms. kity yang

Der Neumann NDH 20 Test auf delamar schafft Klarheit: Hat der Hersteller bei diesem Kopfhörer genauso gute Arbeit geleistet wie bei seinen weithin geschätzten Studiomonitoren? Erfahre alles über den Berliner Erstling – Klang in allen Einzelheiten, Tragekomfort, Konstruktion und Verkabelung unter der Lupe.

Im Neumann NDH 20 Test wird ein Studiokopfhörer der Oberklasse auf Herz und Nieren geprüft

Geschlossener dynamischer Studiokopfhörer mit Faltkonstruktion und nüchternem Klang im besten Sinne. Der Neumann NDH 20 zählt zu den Besten seiner Art. Die Abstimmung ist so ausgewogen, dass er sich sogar als (alleiniges) Arbeitsmittel zum Abmischen aufdrängt. Die akkurate Dynamik und räumliche Transparenz bekräftigen das. Dazu kommt eine hohe Schallisolierung. Makellos zeigt sich die Verarbeitung, die Verkabelung ist optimal gelöst und die Faltkonstruktion praktisch für den mobilen Einsatz. Der Komfort ist gut, aber ausbaufähig. Das sollte jedoch niemanden davon abbringen, ihn als universellen Studiokopfhörer erster Güte in Betracht zu ziehen.

zum Neumann NDH 20 Review Fazit

Für wen? Anspruchsvolle Musiker, Produzenten und Toningenieure, die einen neutralen Alleskönner fürs Studio suchen.

Der Neumann NDH 20 ist ein dynamischer Kopfhörer in geschlossener Over-Ear-Bauweise. Er ist für den Studioeinsatz konzipiert – sowohl zum Monitoring als auch zum Editing und Mixing. Dementsprechend wirbt er einerseits mit hoher Schallisolierung, andererseits mit neutralem, dynamisch und räumlich akkuratem Klang.

Die Konstruktion ist faltbar – Ohrmuscheln und Bügel lassen sich einklappen für einen kompakten Transport in der mitgelieferten Box. Das Kabel wird der rechten Ohrmuschel zugeführt, ein glattes und ein gewendeltes liegen bei. Eine Tragetasche rundet das Paket ab.

Im Neumann NDH 20 Test wird ein Studiokopfhörer der Oberklasse auf Herz und Nieren geprüft

Zuerst fällt das außerordentlich kompakte Transportmaß ins Auge. So füllig der Neumann NDH 20 auch sein mag, so flach ruht er eingeklappt in der mitgelieferten Box, die lediglich rund 25,5 x 25,5 x 8,5 cm misst. Mehr zum Faltmechanismus im nächsten Kapitel. Natürlich findet auch das mitgelieferte Zubehör in der Box Platz, schön separiert vom Kopfhörer durch eine abnehmbare Trennwand.

Die flache Box fasst den Neumann NDH 20 und sämtliches Zubehör

Bei der Verarbeitung gibt es nicht das Geringste zu beanstanden – die Komponenten aus Aluminium, Federstahl und Kunststoff sind äußerst exakt gefertigt und perfekt zusammengesetzt. Das Design ist zurückhaltend und gediegen.

Bei diesem Modell lassen sich die Ohrmuscheln um 90° nach innen und die beiden Gabeln in Richtung Bügel klappen. Eine Seltenheit für Studiokopfhörer und ein erhebliches Plus für das mobile Arbeiten.

So kompakt lässt sich dieser Studiokopfhörer zusammenfalten

Obligatorisch ist der Mechanismus zum Herausziehen der Gabeln aus dem Bügel, um den Neumann NDH 20 an Köpfe unterschiedlichster Größen und Formen anzupassen. Mit je rund 4 cm gibt es hier genug Spielraum.

Im Verbund mit dem flexiblen Neigungswinkel der Ohrmuscheln sollten alle Menschen ihre Passform finden.

Der Neumann NDH 20 verfügt über abnehmbare Kabel, die einseitig an der rechten Ohrmuschel befestigt werden. An dieser Seite enden die beiliegenden Kabel (glatt mit 1,5 m und gewendelt mit 1,5–3 m) in einem 2,5-mm-Stecker, der per Bajonettverschluss arretiert wird.

Die Verkabelung des Neumann NDH 20 entspricht unseren hohen Erwartungen

Der Mantel ist robust, ebenso die auffällig schlanke, mit Neumann-Logo hübsch verzierte Steckverbindung am anderen Ende. Diese liegt wie üblich als vergoldete 3,5-mm-Verbindung vor, übersetzbar auf 6,35 mm mit einem schraubbaren Adapter (ebenfalls golden).

Volle Punktzahl im der Kategorie Klangleiter.

Die Ohrpolster sind mit »memory foam« gefüllt, zu Deutsch und vereinfacht könnte man Formschaum sagen. In den letzten Jahren wählten viele Hersteller gehobenerer Kopfhörer dieses Material, da es sich bestens ums Ohr schmiegt und ein Stück weit auf Dauer an diese Form »gewöhnt« wird. Bespannt sind die Polster mit einem feinen, samtenen Stoff, der sich gut anfühlt und führt nicht zu einer übergebührlichen Wärmeentwicklung führt.

Allzu viel Platz gibt es nicht innerhalb der Polsterringe. Meine mittelgroßen Ohren passen gerade so hinein, fühlten sich aber nicht bedrängt. Die stoffbespannte Treiberoberfläche tut ihr Übriges für den Komfort.

Der Anpressdruck ist für meinen etwas kantigen Schädel gut dosiert – fest genug, um sicher zu sitzen und eine sehr hohe Schallisolierung zu gewährleisten, aber ohne zu drücken.

Das Polster an der Bügelinnenseite ist zwar recht fluffig, verteilt den Druck aber auf einer relativ kleinen Fläche. Im Verbund mit dem etwas überdurchschnittlichen Gewicht macht sich das unter Umständen nach längeren Sessions bemerkbar. Alles in allem ist der Komfort des Neumann NDH 20 gut, wenngleich ausbaufähig für meine Ansprüche an einen 500-Euro-Kopfhörer.

Der Hersteller verspricht nicht zu viel, wenn er den Neumann NDH 20 als einen Kopfhörer mit hoher studiotauglicher Akkuratesse zum Abmischen bewirbt. Es handelt sich um ein im besten Sinne »sachliches« Modell – die ersten Momente sind wenig attraktiv, aber von Minute zu Minute lässt er seine Überzeugungskraft stärker walten, bis es irgendwann »Klick« macht. Die untrügliche Eigenschaft einer feinen neutralen Abhöre.

Es wäre nicht verkehrt, den Neumann NDH 20 über weite Strecken als alleiniges Werkzeug zum Mixing zu nutzen. Nur etwas besser kennenlernen müsste ich das gute Stück noch. Es zeichnet sich ab, dass dieser Kopfhörer a) im Frequenzgang mit hervorragender Ausgewogenheit punktet sowie b) in Dynamik und Räumlichkeit fast all jene Details offenlegt, die Ausnahmekönner à la Sennheiser HD 800 zutage fördern.

Es bedarf keines allzu kräftigen Kopfhörerverstärkers, um dem Neumann NDH 20 hohe Pegel zu entlocken. Die nötige Vorverstärkung ist allenfalls als moderat zu bezeichnen, was der Klangqualität nur zugutekommen kann.

Zur spektralen Ausgewogenheit ist schon alles gesagt. Der Übertragungsbereich reicht von abgrundtiefen Bässen bis weit über die menschliche Hörgrenze hinaus und lässt jede Frequenzregion absolut gleichberechtigt erklingen.

Der Neumann NDH 20 zählt zu den geschlossenen Kopfhörern mit der besten räumlichen Darstellung von Stereosignalen. Die Trennung zwischen dem linken und dem rechten Kanal ist sauber, die Phantommitte zeichnet sich deutlich als solche ab und die gefühlte Ausdehnung des Stereopanoramas ist sehr weit. Naturgemäß klingen (gute) offene oder halboffene Kopfhörer noch einen Hauch »freier« ob ihrer durchlässigen Konstruktion.

Etwas entscheidender ist für mich immer, was in den Zwischenräumen innerhalb des Panoramas vor sich geht – die Separation der Einzelschallereignisse voneinander, deren exakte Lokalisation und die punktgenaue Platzierbarkeit beim Abmischen. Kurzum: Hier kann der Neumann NDH 20 vollends überzeugen.

Genauso wichtig für die Tauglichkeit zum Mixing ist die Tiefenstaffelung. Erneut lässt unser Kandidat nichts anbrennen, der Kontrast zwischen »vorne« (Direktschall) und »hinten« (Nachhall) ist stark ausgeprägt.

Der Neumann NDH 20 punktet schließlich auch mit seiner Impulstreue. Für die detaillierte Abmischung mit Dynamikeffekten aller Art wird ein erstklassiges Fundament gelegt, denn Transienten stechen genau so klar hervor, wie es das Quellsignal vorgibt. Anschläge von Kick-Drums und dergleichen erscheinen staubtrocken mit angenehm konzentriertem Punch.

Überhaupt profitieren Detaildarstellung und die Räumlichkeit ungemein von der bemerkenswert impulsfesten Schallwandlung.

Der Neumann NDH 20 hält, was er verspricht – wir haben es mit einem ausgesucht neutralen, akkuraten Kopfhörer zu tun, der sich eben nicht nur zum hochqualitativen Monitoring, sondern auch zum Abmischen eignet. Ich bin geneigt, ihn als alleinige Abhöre zu nutzen, sofern man nicht auf gute Studiomonitore in vernünftiger Raumakustik zurückgreifen kann. Zumindest mit einem erstklassigen Kopfhörerverstärker (der gar nicht mal so kräftigen Output liefern muss) und vielleicht etwas Crossfeed.

Der Frequenzgang ist sehr ausgewogen – eine vortreffliche Basis für Sounddesign und Mixing, ganz zu schweigen von der naturgetreuen Wiedergabe einzelner Instrumente und Stimmen beim bloßen Monitoring. Für ein geschlossenes Modell wir so ziemlich alles an räumlicher Differenziertheit herausgeholt – im Stereopanorama und in der Tiefenstaffelung. Schließlich legt die hohe Impulstreue ein optimales Fundament für den Feinschliff mit Kompressoren und anderen Dynamikeffekten, förderlich für die detailfreudige, transparente Darstellung ist sie ohnehin.

Auch baulich zieht der Neumann NDH 20 ein paar Trümpfe aus dem Ärmel. Allem voran ist die faltbare Konstruktion zu loben, dank der der Transport in sehr kompakter Form möglich ist – am besten greift man hier auf die schlanke Box zurück, in der das gute Stück daherkommt.

Höchstnoten gibt es zudem bei der Verarbeitung – alles sitzt passgenau aneinander, nichts knirscht oder wackelt, die Spaltmaße sind verschwindend klein und gleichmäßig. Profigerecht kommt die Verkabelung daher – abnehmbar, arretierbar mit Bajonettverschluss und flexibel dank zwei Kabeln im Gepäck (glatt und gewendelt, nicht zu lang, nicht zu kurz).

Der Komfort ist gut, aber nicht so restlos überzeugend wie Klang, Verarbeitung und Verkabelung. Durch das überdurchschnittliche Gewicht von 388 Gramm (ohne Kabel) und das recht schmale Kopfbügelpolster könnte sich unser Proband nach einer langen Session bemerkbar machen.

In der Gesamtwertung erreicht der Kandidat im Neumann NDH 20 Test auf delamar locker sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. In meiner Gunst liefert er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem beyerdynamic DT 1770 PRO [Test]. Dieser ist auf meinem Kopf einen Tick bequemer, nicht ganz so vorbildlich neutral im Frequenzgang und gleichauf beim »Feinstofflichen« der Schallwandlung (Mikrodynamik, räumliche Transparenz) sowie bei der Verarbeitung.

Jean-Claude Indus   27. Feb 2019   09:10 Uhr Antworten

War angetan, bis ich den Preis gelesen habe, hahaha :-D.

Hamza Özdemir   09. Mrz 2019   20:36 Uhr Antworten

Mich würde mal ein Test des Adam Audio SP5 + Vergleich mit dem Neumann interessieren :-D

Marcö Özdimier   10. Jun 2019   17:23 Uhr Antworten

Was soll man lange Testberichte lesen? Gerade bei Kopfhörer und Lautsprechern ist das doch etwas was man selbst hören muss. Deshalb, egal was der Tester schreibt, ich muss es selbst hören. Dennoch finde ich es toll, gerade Neumann kann es sich nicht leisten hier triviales ab zu leifern. Und wenn ein Tester gutes schreibt, dann möchte ich diesen Kopfhörer dringend testen. Denn eine gescheite Abhöre ist derzeit vakant.

GCB   16. Aug 2019   18:23 Uhr Antworten

Dass dieser KH neutral ist ist ein absolutes Märchen. Nur weil Neumann drauf steht ist nicht auch automatisch Neutralität drin. Höhen fallen in der Frequenzkurve leicht ab und der Bass ist extrem betont, was dem KH einen eher warmem Klangcharakter gibt.

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