Mit dem Schweizer Traditionshersteller der 60er und 70er Jahre hat der Lenco LBT-188 zwar nur noch den Namen gemeinsam. Für 219 Euro im offiziellen Webshop und deutlich unter 200 Euro bei anderen Anbietern bietet der Spieler auf den ersten Blick einen interessanten Gegenwert. Doch kann er die Erwartungen erfüllen?
Auf den ersten Blick fällt Positives auf: Mechanik und Design erinnern an deutlich teurere Mitbewerber. Bluetooth und USB vervollständigen das zeitgemäße Ausstattungspaket. Und in der sehr hübschen Holzimitat-Ausführung, die sich in unserem Testraum einfand, sieht der Lenco-Player sogar richtig gut aus.
Der Spieler verfügt über einen integrierten Phono-Vorverstärker, den wir im ersten Teil des Hörtests auch nutzten. Daran gibt es klanglich überhaupt nichts auszusetzen: Pop- und Rockplatten klingen warm, angenehm und etwas weicher, als du das vielleicht von deinem Streamingdienst kennst. Also genau so, wie viele Hörer sich Analogsound vorstellen. Dank gutem Gleichlauf lassen sich auch anspruchsvollere Aufnahmen, etwa Klaviermusik, wirklich mit dem Lenco genießen. In der Stille zwischen den Tracks fällt zudem auf, dass der LBT-188 angenehm ruhig läuft und keine merklichen Laufgeräusche zur Musik beiträgt. Diese vornehme Zurückhaltung würde so manchem teureren Mitbewerber gut zu Gesicht stehen!
Den Lenco LBT-188 kannst du über dieses Angebot bereits für unter 200 Euro kaufen.
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Woran es dem Klang mangelt, ist etwas mehr Hochtonauflösung: Der Unterschied zwischen Stahl- und Nylonsaiten einer Gitarre oder zwischen einzelnen Schlagzeugbecken könnte deutlicher sein. Dieser etwas abgedunkelte Sound ändert sich auch mit einem hochwertigen Phono-Vorverstärker nur geringfügig. Die serienmäßige Audio-Technica-Nadel ist nun mal einfach nicht sehr auflösungsfreudig.
Das kann auch Vorteile haben, weil Abtastverzerrungen und sonstige Störgeräusche ebenfalls gedämpft werden. Wer mehr HiFi-Details hören möchte, kann durch einfachen Nadeltausch einen großen Unterschied erzielen: Die ATN-91 von Audio-Technica ist nur eine von mehreren guten Optionen. Sie kostet nicht viel (um die 20 Euro) und klingt deutlich klarer und offener. Nebenbei benötigt sie weniger Auflagekraft, nämlich nur 20mN (= 2 Gramm) statt der 30 mN der Originalnadel.
Neben dem umschaltbaren Phono- oder Line-Ausgang kannst du am Lenco LBT-188 auch kabellos mit deinem Bluetooth-Kopfhörer oder Bluetooth-Lautsprecher verbinden. Das klappte im Test mit einem Vincent SV-737 Vollverstärker tadellos und wohlklingend. Auch ein JBL Flip 6 arbeitete anstandslos mit dem Plattenspieler zusammen. Zum Nebenher-Hören wirkt Bluetooth manchmal sogar fast perfekter als der analoge Ausgang, weil der verlustbehaftete Bluetooth Codec Rillenrauschen und kleine Unsauberkeiten schluckt.
Der LBT-188 sieht gut und irgendwie auch vertraut aus. Letzteres liegt an der Herkunft des Spielers: Im selben chinesischen Werk lassen auch Firmen wie Denon, Audio-Technica, Teac, oder Reloop ihre Spieler bauen. Angetrieben wird der Lenco von einem kleinen Gleichstrommotor per Riemen. Der Teller besteht aus Aluguss und läuft tadellos rund. Bevor du die schicke, mit Lenco-Logo bedruckte Filzmatte auflegst, musst du durch eine Aussparung im Teller den Riemen greifen und über die Motorwelle spannen.
Der Tonarm ist bereits mit einem vorjustierten Tonabnehmer bestückt – dem bewährten Audio-Technica 3600L. Selbst einstellen musst du Auflagekraft und Antiskating, wobei letzteres sich noch als größte Herausforderung erweist. Gilt es doch eine haarfeine, mit bloßem Auge fast nicht sichtbare Nylonkordel samt Gewicht an der richtigen Raste eines kleinen Metallbügels einzuhängen. Von wo es zudem gerne auch wieder abrutscht. Falls du diese Aktion auf später verschiebst, ist das auch nicht schlimm: Mit dem steifen, serienmäßigen AT-3600L hält sich der Nutzen des Antikskating ohnehin in engen Grenzen. Sprich: Du wirst kaum einen Unterschied hören.
Die vorgeschriebene Autostandby-Funktion ist etwas unelegant implementiert: Nach einer halben Stunde ohne Signal schaltet sich der Spieler komplett ab und erwacht erst wieder, nachdem du ihn am Hauptschalter auf der Rückseite komplett einmal aus- und wieder eingeschaltet hast. Stell den Spieler also so auf, dass du leicht dahinter greifen kannst!
Nicht das Richtige für dich? Weitere spannende Plattenspieler gibt’s in unserer Bestenliste:
USB hat der Lenco LBT-188 auch und ist deshalb perfekt, wenn du deine Schallplatten auf dem Rechner speichern möchtest. Das benötigte USB-A- auf USB-B-Kabel liegt dem Spieler bei. Am Rechner gibt sich der Lenco nach dem Einstecken als „USB Microphone“ zu erkennen und liefert einen sauberen Datenstrom mit bis zu 48 kHz Abtastrate und 16 Bit Dynamik.
Auch der günstigere Dual DT 210-1 USB hat im Übrigen, wie es schon im Namen steckt, ebenfalls einen USB-Ausgang, verzichtet jedoch auf einen Bluetooth-Sender.
Abgesehen vom umständlichen Aufwecken aus dem Standby funktioniert alles an dem reich ausgestatteten Spieler gut und zuverlässig. Die Fertigungsqualität ist nicht perfekt, aber auch nicht schlechter als bei den anderen Marken, die denselben Zulieferer nutzen. Zudem ist um Welten besser als sein günstigerer Bruder Lenco L-30. Dafür ist der Lenco in diesem Umfeld klar eines der günstigsten Angebote und verdient sich damit eine ebenso klare Kaufempfehlung.
Den Lenco LBT-188 gibt es in verschiedenen Farben. Uns gefallen das klassische Schwarz und der moderne helle Holzton am besten:
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Was hältst du vom Lenco LBT-188? Wie günstig darf deiner Meinung nach ein Plattenspieler sein? Was sollte er mitbringen? Schreib es uns in die Kommentare!
Nach zwei Jahren Pause konnte endlich die High End 2022 wieder stattfinden. Natürlich war die HIFI.DE-Redaktion für dich mit dabei: Fünf unserer Kollegen waren in München dabei.