Banken: Sollen Mitarbeiter aus Energiespargründen ins Homeoffice?

2022-10-09 00:10:15 By : Mr. Eric zhang

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In Frankfurts Bankenhochhäusern sind die Etagen noch nicht wieder ganz gefüllt. Bild: dpa

Nach der Zeit des Homeoffice wünschen sich viele Banken mehr Anwesenheit ihrer Mitarbeiter – und locken sie mit Partys und Essen. Manche sind aber angesichts neuer Krisen auch hin- und her gerissen.

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D ie Büroetagen in Frankfurts Bankentürmen sind nach wie vor deutlich dünner mit Mitarbeitern belegt als vor der Coronakrise. Viele Banken berichten, sie hätten Betriebsvereinbarungen über einen höheren Anteil an Homeoffice abgeschlossen, mobiles Arbeiten gehöre jetzt einfach zu einem modernen Unternehmensstil dazu. Trotzdem ist der Stand der Anwesenheitsquoten in vielen Häusern offenbar noch nicht das, was man anstrebt. In vielen Banken heißt es, man sei noch dabei, die Anwesenheit wieder auf ein „neues Normal“ hochzufahren.

Dazu gehört offenbar auch, dass die Mitarbeiter, die ins Büro gehen, besonders umworben werden. Aus vielen Banken ist zu hören, das Instrument der „After-Work-Party“ aus der Zeit der New Economy sei wiederbelebt worden, die Betriebsrestaurants seien angehalten, Büro-Gänger mit besonderen Schmankerln zu verwöhnen – und auch die Chefs der einzelnen Teams brächten jetzt öfters mal Eis oder Muffins für alle mit als früher.

Die internationalen Banken hatten zu den Vorreitern gehört. Goldman Sachs beispielsweise hatte schon früh erklärt, man wolle die Mitarbeiter wieder im Büro sehen, das sei für das Geschäftsmodell essenziell. Am Standort New York hatte die Bank eigens Food Trucks aufstellen lassen und Livemusik organisiert, um die Leute ins Büro zurück zu locken. An anderen Standorten gab es Essensgutscheine, die sich mittags in den Restaurants der Umgebung oder im Büro bei einem Essenlieferdienst einlösen ließen. Und auch diverse Süßigkeiten sollten in vielen Niederlassungen das Büro wieder zu einem positiv besetzten Ort machen.

In Frankfurt berichten manche Banken, sie hätten die ersten Live-Meetings, bei denen alle wieder physisch präsent waren, anschließend in Umtrünke ausklingen lassen. So soll es beispielsweise bei der Helaba gewesen sein, die nach ihren ersten physischen „Townhall“-Treffen auf Bereichsebene einen „geselligen kulinarischen Ausklang“ organisierte. Zudem gab es für alle Büro-Gänger einmal morgens eine Tüte Müsli mit einem Zettel vom Vorstand: „Schön, dass wir uns wieder persönlich treffen.“ In der Dekabank ist von geselligen Zusammenkünften auf Ebene der Teams die Rede.

Die Deutsche Bank berichtet von „kleineren, lokalen Aktionen“, zu denen beispielsweise gehöre, dass Führungskräfte Muffins und Kuchen mitbrächten. Bei Morgan Stanley heißt es, die Investmentbank habe hierzulande die Zahl der internen Events in diesem Zusammenhang „deutlich erhöht“. Und vom Immobilienfinanzierer Aareal Bank ist zu hören, dort gebe es jetzt jeden Donnerstag eine After-Work-Party – mit dem Ziel, die Mitarbeiter wieder für die Arbeit im Büro zu motivieren.

Aus dem traditionsreichen Bankhaus Metzler heißt es: Aktuell liege die Anwesenheit der Mitarbeiter im Büro bei 40 Prozent. Die Bank will zwar mehr Homeoffice zulassen als in der Vergangenheit – möchte aber doch gern auf 60 bis 70 Prozent Anwesenheit kommen. Seit Juni fahre man die Zahl wieder hoch. In der Bank wurde in diesem Zusammenhang auch über eine „Welcome-Back-Week“ mit allerhand Aktionen diskutiert, man habe sich aber dagegen entschieden. Stattdessen wurden die Mitarbeiter zu einem Sommerfest in ein Anwesen der Eigentümerfamilie Metzler eingeladen. Ähnlich berichtet die DZ Bank, sie habe Sommerfeste an allen Standorten organisiert, in Frankfurt seien 1600 Leute gekommen – zudem hätten die Betriebsrestaurants ihr Angebot gezielt erweitert.

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Klar scheint aber nicht zu sein, dass alle Banken die Mitarbeiter möglichst schnell wieder im Büro haben wollen – auch angesichts der Coronalage. So berichtet die Commerzbank, sie habe mit dem Betriebsrat eine Übergangsregelung vereinbart, dass die Obergrenze für den Anteil von Homeoffice von einem Drittel auf die Hälfte der Arbeitszeit hochgesetzt wird. „Angesichts steigender Infektionszahlen empfehlen wir den Mitarbeitenden, diesen Spielraum auch möglichst auszuschöpfen“, sagte ein Commerzbank-Sprecher.

Da die vereinbarte Homeoffice-Quote von 50 Prozent der tatsächlichen Homeoffice-Quote der vergangenen Monate in der Commerzbank entspreche, seien zusätzliche Anreize aus Sicht der Bank derzeit nicht erforderlich: „Was die künftige Ausgestaltung des mobilen Arbeitens angeht, sind die Bank und der Betriebsrat im Austausch.“

Denkbar wäre ja auch, dass angesichts extrem gestiegener Energiekosten und drohender Gas-Engpässe manche Bank ganz froh ist, wenn die Mitarbeiter zu Hause arbeiten: Die Klimaanlage im Büro könnte dann vielleicht aus bleiben und im nächsten Winter müsste sie nicht heizen. Vom Unternehmen Henkel hatte es zuletzt Äußerungen gegeben, die man in diese Richtung interpretieren konnte.

Auf Nachfrage hieß es bei vielen Banken, so kalkuliere man derzeit nicht – aber wer wisse schon, was in Zukunft noch alles komme. „Überlegungen, das mobile Arbeiten vor dem Hintergrund möglicher Heizkosteneinsparungen auszuweiten, gibt es derzeit nicht – natürlich bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten“, sagte beispielsweise ein Sprecher der Frankfurter Sparkasse. Andere äußerten sich ähnlich.

Eine Sprecherin der Deutschen Bank dagegen sagte: „Wir haben bereits einen Katalog an Maßnahmen definiert, die wir je nach Szenario umsetzen könnten.“ Die Bank unterstütze die Bundesregierung in ihrem Bestreben, kurz- und langfristig Energie zu sparen. „Aufgrund veränderter Anforderungen – auch etwa durch mobiles Arbeiten – haben wir unser Immobilienportfolio bereits in den vergangenen Monaten angepasst“, sagte eine Sprecherin: „In diesem Rahmen haben wir auch Energiesparmaßnahmen umgesetzt, wie die Umrüstung auf LED-Beleuchtung und KI-geführte Gebäudeleittechnik, die unseren Strom- und Gasverbrauch weiter senken.“

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