Apple AirPods Pro 2 im Test: Theoretisch perfekt - IMTEST

2022-10-16 09:33:00 By : Mr. Edwin Cheng

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Die Apple AirPods Pro 2 setzen wieder Maßstäbe, mit Abstrichen. Was können die neuen (fast) perfekten In-Ears? Der Test.

Sie sind weiß, sie sind klein und sie sind nicht gerade günstig: Apples neue AirPods Pro 2 sind die wohl am meisten erwarteten In-Ear-Kopfhörer, die es gibt. Daran ändert auch der saftige Preis von 299 Euro nichts, der im folgenden Testbericht noch häufiger erwähnt werden muss. Denn diese Kopfhörer machen vom Klang bis zum aktiven Noise-Cancelling (ANC) so viel richtig, aber verpassen an anderer Stelle die Chance, wirklich in allen Testpunkten abzuräumen. Worauf sich Käuferinnen und Käufer freuen können und was die Tester am fast perfekten In-Ear auszusetzen haben, klärt der Test.

Nach der Vorstellung auf der traditionellen Apple-Keynote im September war klar: Apple fasst seine AirPods Pro 2 nur behutsam an. Das Design ist nahezu identisch mit dem der Vorgänger, große Experimente gibt es nicht. Die auf Hochglanz polierten weißen Kunststoff-Stöpsel verfügen also weiterhin über Silikonaufsätze an einem Ende (Apple legt sogar eine zusätzliche vierte Wechselgröße bei) und einen länglichen Antennensteg am anderen Ende. Dort befindet sich auch weiterhin die Fläche für die Kneif-Steuerung, mit der man die neuen Pros bedient.

Die Bedienungsflächen erweitert Apple um eine Wisch-Geste, mit der sich nun endlich die Lautstärke direkt am Hörer regeln lässt. Vorher musste man dafür immer die Sprachassistentin Siri bemühen, die auch wieder in den Pro-Hörern der zweiten Generation zuhause ist. Trotz der Neuerung bleibt die Kneif-Bedienung in unseren Augen eine der größten Schwächen der AirPods, denn sie verrutschen so bei jeder Eingabe ein wenig im Ohr und verlangen nach einer anschließenden Feinjustierung im Gehörgang.

Darin sitzen sie sonst aber sehr sicher und ohne zu wackeln. Allerdings: Sie sitzen je nach Form des Ohres auch ein bisschen zu fest und können zu drücken beginnen. Kaufinteressierte sollten die AirPods Pro 2 daher nach Möglichkeit in einem Apple Store einmal probetragen. Denn: Es gibt tatsächlich Menschen, denen Apples 300-Euro-Kopfhörer einfach nicht passen.

Bei aller Schmach um den Preis: Apple gelingt es tatsächlich, das wohl weltweit beste Nutzungserlebnis mit seinen Kopfhörern zu schaffen. Die nahtlose Verbindung der AirPods Pro 2 zum iPhone beginnt mit dem ersten Aufklappen. Die Ersteinrichtung ist unerreicht intuitiv, das Zusammenspiel von Smartphone und In-Ears ist hervorragend. Unter dem neuen Betriebssystem iOS 16 schuf man in den Einstellungen sogar einen eigenen Reiter nur für die AirPods, unter dem Nutzerinnen und Nutzer fortan die Funktionen ihrer Kopfhörer individualisieren.

Eine eigene App haben die Airpods Pro 2 nicht, stattdessen lässt sich der Klang über den Equalizer des iPhones anpassen. Der erlaubt allerdings nur vorgefertigte Einstellungen, selber mit Schiebereglern Hand anlegen darf man nicht. Andere App-Funktionen, wie etwa die Suche nach einem verlegten paar der Kopfhörer, löst Apple über das eigene “Wo ist?”-Netzwerk. Darüber lassen sich die Kopfhörer Metergenau orten, Abstandsanzeige und Wegweiser inklusive. Diese Funktionen bleiben aber iPhone-Nutzerinnen und Nutzern vorbehalten. Da die softwareseitige Steuerung direkt in iOS integriert ist und es keine App gibt, verwehrt man Android-Anwendern somit den vollen Funktionsumfang der AirPods Pro 2.

Um die Ortungsfunktion zu verbessern, haben Apples Ingenieure der kabellosen Ladebox der AirPods einen Lautsprecher spendiert. Der spielt nun munter Töne vor sich her, wenn man die In-Ears mit dem Handy verbindet oder etwa der Akkustand niedrig ist. Gemeinsam mit dem Ladecase kommen die neuen Airpods übrigens auf eine Gesamtspieldauer von rund 30 Stunden. Mit aktivierter Geräuschunterdrückung spielen die Hörer allein dann rund 6 Stunden lang, ohne Lärmbremse etwa 7. Das ist eine gute Stunde länger als das Vorgängermodell, im Vergleich zu anderen Hörern aber auch nur Standardkost.

Die neuen Modelle des iPhone 14 von Apple im Test.

Ansonsten hat sich am Funktionsumfang nicht viel getan, auch das Lade-Etui erinnert stark an das Vorgängermodell. Eine kleine Metalllasche zur Befestigung einer Schlaufe (Separat im Apple-Store erhältlich, Kostenpunkt: 14,95 Euro) gibt es nun ebenfalls. Hat die Welt darauf gewartet? Eher nicht. Ist es trotzdem praktisch? Immerhin ein bisschen.

Um seine neuen AirPods zu befeuern, setzt Apple auf den neuen H2-Chip. Der ersetzt den H1-Chip der Vorgänger und muss wohl besser sein, schließlich trägt er eine höhere Ziffer im Namen. Dieser Logik folgt Apple mit vielen Produkten, macht es mangels genauer Benchmarks aber sowohl Anwendern als auch Testern etwas schwer, genaue Unterschiede zu beziffern. Auf der Keynote erklärte man das Leistungsplus des neuen Chips mit einer “2x besseren Geräuschunterdrückung”. Ob die neuen In-Ears Lärm jetzt wirklich doppelt so leise an das Ohr abgeben, lässt sich nicht klar verifizieren. Allerdings zählt das ANC der AirPods Pro 2 mit zum Besten, was es derzeit am Markt gibt. Besonders im Stadtgetümmel filtern die Kopfhörer die Geräusche extrem gut heraus.

Apple hat aber auch an der gegenteiligen Funktion geschraubt, dem Transparenz-Modus. Der lässt Umgebungsgeräusche wieder an das Ohr, um so im Straßenverkehr für die nötige Sicherheit zu sorgen oder bei Gesprächen die beteiligten Personen zu verstehen. Diese Transparenz regeln die AirPods Pro 2 nun selbstständig und passend zum Lärmpegel der Umgebung. Das sorgt etwa dafür, dass man beim Vorbeilaufen an einer Baustelle einen Presslufthammer nicht durch die Kopfhörer verstärkt direkt in den Gehörgang gehämmert bekommt.

Und das ist gar nicht übertrieben, denn dank neuer Membrantreiber und dem H2-Chip besitzen die AirPods Pro 2 eine sehr umfangreiche Frequenzabdeckung und vor allem eine hohe Maximallautstärke. Gerade bei elektronischer Musik wie House und Techno oder harten Rockgitarren schaffen die kleinen weißen Stöpsel einen beeindruckend druckvollen Klang. Der soll im Vergleich zu den ersten (und ohnehin auch schon sehr gut klingenden) AirPods Pro noch einmal vollmundiger und runder, aber nicht zwingend revolutionär besser. Feine Stimmen, gut differenziert auszumachende Instrumente und ein warmer, raumfüllender Bass zeichnen die AirPods Pro der zweiten Generation aus. Es nun aber nicht so, als müsste man als enthusiastischer Musikliebhaber gezwungener Weise zu Apples Ohrhörern greifen. Sie klingen sehr gut, aber nicht zwingend besser als die besten Modelle anderer Hersteller – die es häufig auch bereits um die 200 Euro zu erstehen gibt.

In-Ear-Kopfhörer sind nicht nur fest im Markt etabliert, sondern auch so vielseitig wie nie zuvor. Das beweisen sie im Test.

Natürlich beherrschen die AirPods Pro 2 auch wieder Apple Spatial Audio. Der digitale 3D-Klang sorgt, die passenden Audiodateien vorausgesetzt, für einen räumlichen klang, der auch die Kopfbewegung berücksichtigt. Um das Klangerlebnis weiter zu verfeinern, erlaubt man unter iOS 16 nun das Vermessen der eigenen Ohren. Die Software soll dann im Nachgang den Sound genau auf die eigene Anatomie zuschneiden. Wirklich spürbar war diese Verbesserung im Test aber nicht.

Apple liefert, wie auch beim neuen iPhone 14, mehr vom Gleichen. Die AirPods Pro der zweiten Generation sehen aus wie der Vorgänger, spielen ein bisschen länger Musik, klingen ein bisschen besser, haben eine etwas aufgebohrte Steuerung und kosten ein bisschen mehr. Rechtfertigt das den Kauf? Eigentlich nicht, wenn man bereits die ersten Pros in der Jackentasche mit sich herumträgt. Und wenn man noch keinen Apple-Kopfhörer besitzt, kommt man bei anderen Herstellern für 100 Euro weniger in ähnlich guten Musikgenuss. Das wirklich herausragende Noise Cancelling und der durchweg tolle Klang täuschen derweil nicht darüber hinweg, dass Akkulaufzeit und Bedienung keine Innovationspreise gewinnen. Außerdem sind die AirPods Pro 2 nur Anwendern zu empfehlen, die auch ein iPhone besitzen – sonst fehlen nahezu alle Komfortfunktionen.

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