Adventsserie (3) - Im «Gare de Lion» bleibt es am Heiligabend still

2022-10-15 17:36:41 By : Ms. Sarah Zhu

Die Advents- und Weihnachtszeit ist im Jahr 2020 wegen Corona anders. Wie anders, erzählt Michael Sarbach aus Wil. Er organisiert die Weihnachtsparty im «Gare de Lion».

«Stille Nacht ist woanders: Wir präsentieren die After-Work-Party für das Christkind und den Weihnachtsmann», heisst es im Veranstaltungshinweis des «Gare de Lion» (Kulturverein) in Wil. Still war es im «Gare de Lion» die vergangenen Abende am 24. Dezember ohnehin nicht. Rund 500 Personen jeglichen Alters besuchten die Weihnachtsparty im Lokal hinter dem Bahnhof.

Das sagt Michael Sarbach vom Organisationsteam. Die meisten Besuchenden seien gekommen, ohne es vorher mit jemandem abgemacht zu haben. Sarbach ist Medien- und Programmverantwortlicher im «Gare de Lion» und somit an Heiligabend im Einsatz – am Nachmittag zum Einrichten, am Abend von Türöffnung um zehn Uhr bis Mitternacht als DJ und später bis fünf Uhr morgens als Allrounder.

Weihnachtsfeiern seien bereits von den Vorgängern des «Gare de Lion» organisiert worden, erklärt er, ganz früher sogar mit Essen. Der Publikumsandrang sei immer gross gewesen, in den vergangenen Jahren hätten sich beim Eingang Kolonnen gebildet. Kolonnen von vorwiegend Wilerinnen und Wilern, die Weihnachten bei ihren Eltern feierten und später am Abend noch Freunde und Bekannte treffen wollten. Im 2008, seit der Übernahme des Lokals durch den Verein Kulturzentrum Wil, findet eine Weihnachtsparty statt, für die ein Unkostenbeitrag bezahlt werden muss. So sagt Sarbach auch:

Für das Geld gibt es draussen ein Zelt mit einem Glühweinstand und einer Aussenbar, drinnen weihnächtliches Dekor mit Bäumen sowie LED-Lichtern einer Party-Krippe, DJ-Musik und einen Abend in familiärer Gesellschaft.

Still wird es jedoch dieses Jahr am späten Heiligabend im «Gare de Lion» sein. Im September hatten die Veranstalter noch Hoffnung, dass die Party stattfinden könnte – mit nur 300 Personen und einem Vorverkauf. Geprüft wurde zudem, einen Wintergarten zu errichten für etwa 50 Leute. «Doch die Regeln wurden immer strikter», so Sarbach, «letztlich war es unter den vorgegebenen Umständen nicht mehr möglich, die Weihnachtsparty coronakonform durchzuführen.»

Weniger still wird es hingegen bei Michael Sarbach daheim sein. Während er in den Vorjahren lediglich von 18 bis 21 Uhr Weihnachten mit Frau und Kindern feierte, bleibt er dieses Jahr am Heiligabend zu Hause. «Dagegen habe ich eigentlich nichts», sagt er. Dass er sich nicht die rote Mütze und die Kopfhörer anziehen und weihnächtliche Pop- und Rockmusik auflegen kann, nicht bis morgens strenge Arbeit verrichten muss, stattdessen zu Hause traditionell Weihnachten feiert, darüber ist er nicht böse. Nicht einmal die gute Stimmung im «Gare de Lion» wird er arg vermissen. Was ihn hingegen etwas wurmt, ist die finanzielle Einbusse, die die abgesagte Weihnachtsparty dem Verein beschert.

Den Heiligabend in einer Gruppe zu feiern, war für viele Menschen eine willkommene Gelegenheit, um nicht alleine sein zu müssen. Andere freuen sich, einige Stunden in einer besonderen – nicht immer nur besinnlichen – Umgebung sein zu können. Was passiert nun im Jahr 2020. Der «Wiler Zeitung» und dem «Toggenburger Tagblatt» erzählen die Organisatoren von ihren Ideen. (zi)