Ansässig im oberbayrischen Gut Raucherberg hat sich Ultrasone ganz der Manufakturfertigung hochwertiger Kopfhörer verschrieben. Im Studio jedoch kommt es neben unbestechlichem Klang jedoch auch auf Robustheit an. Diese Lücke schließt Ultrasone jetzt mit der Signature-Serie, die auch Profis „on the Road“ unbestechlichen Sound „Made in Bavaria“ liefern soll. Flaggschiff ist der Ultrasone Signature Master, der für ca. 950 Euro echte Referenz-Qualitäten mit strapazierfähigen Materialien für den harten Profi-Alltag verbinden soll. Wir haben ihn getestet.
Den Ultrasone Signature Master gibt es zum Beispiel bei Thomann zu kaufen:
Schon zu Anfang macht das Modell Eindruck: Nach dem Öffnen der Schachtel kommt edles schwarzes Samtpapier zum Vorschein. Ein extra Anhänger weist auf die Manufakturfertigung hin. Tiefer im Inneren findet sich ein wirklich stabiler Transportkoffer, auf dem gleich zwei prominente Metall-Schilder verdeutlichen, dass es sich hier um das Flaggschiff-Modell der Signature-Serie handelt. Das vermag zunächst zu beeindrucken, elegant-zurückhaltendes Understatement geht aber definitiv anders.
Der gleiche Eindruck setzt sich fort, sobald man den Kopfhörer selbst in der Hand hält. Die Rückseiten beider Ohrmuscheln ziert ein großes, echtvergoldetes Badge mit der Typenbezeichnung. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Uns wäre allerdings ein etwas hochwertigerer Kunststoff an den Gelenken des Kopfbügels lieber gewesen. Das hier verwendete Material passt in seiner Haptik nicht zu dem hohen Anspruch eines Flaggschiff-Modells. Das Plastik der Ohrmuscheln dagegen macht einen stabilen Eindruck, Ohr- und Kopfpolster sind sogar aus echtem Merino-Leder.
Das Auftreten weckt sehr hohe Erwartungen an den Tragekomfort. Denen wird der Ultrasone Signature Master allerdings nicht ganz gerecht. So sind die Ohrmuscheln für viele Tester-Ohren zu klein geraten und mäandern je nach persönlicher Anatomie zwischen ohrumschließend und ohraufliegend. Zudem ist der Anpressdruck vergleichsweise hoch. Das sorgt zwar für stabilen Sitz, kann aber bei längerer Benutzung unangenehm werden. Auch der Kopfbügel ist trotz Merino-Leder weniger angenehm zu tragen als beispielsweise von Beyerdynamic-Kopfhörern gewohnt.
Der Ultrasone Signature Master ist nicht der richtige Kopfhörer für dich? Wir haben noch diverse andere Modelle getestet:
Der Signature Master ist als echter Referenz-Kopfhörer für professionelle Ansprüche konzipiert. Deshalb haben ihm die Ingenieur*innen von Ultrasone all ihre technologischen Innovationen mit auf den Weg gegeben. Der 40 Millimeter Mylar-Titantreiber soll für ein kristallklares Klangbild bei großer Dynamik und hohen Lautstärkereserven sorgen. Gleichzeitig schirmt die ULE-Technologie schädliche Magnetfelder vom Kopf des Benutzers ab.
Besonders stolz ist man bei Ultrasone auf die nunmehr dritte Generation des hauseigenen S-Logic-Systems. S-Logic strahlt den Schall nicht wie einige andere Konzepte direkt in den Gehörgang, sondern bezieht durch eine speziell entwickelte Treiberanordnung die Ohrmuschel ins Klanggeschehen mit ein. Im Ergebnis soll damit eine überragende Räumlichkeit erzielt und das Phänomen der „im Kopf“ verorteten Schallquellen überwunden werden. Wir waren gespannt auf die Ergebnisse der innovativen Technologie und schritten flugs zum Hörtest.
Wie es sich für einen High-End-Kopfhörer gehört, zeichnet sich der Ultrasone Signature Master durch einen weitgehend linearen Frequenzgang sowie gute Dynamik und Transientenwiedergabe aus. Bei anderen Aspekten zeigen sich deutliche Unterschiede zu unserem Referenz-Hörer Audeze LCD-2 Closed Back. So scheint die Stimme bei I Feel Like I‘m Drowning von Two Feet aufgrund der S Logic 3-Technologie tatsächlich ein Stück vor der Band zu stehen. Und auch sonst kann man dem Ultrasone Signature Master durchaus eine gute Lokalisation einzelner Instrumente und vor allem eine sehr stabile Phantom-Mitte bescheinigen.
Erkauft wird diese Charakteristik allerdings durch eine etwas zurückhaltende Darstellung von Hallräumen. So klingt der Aufnahmeraum bei Esbjörn Svenssons Piano-Trio (Tuesday Wonderland) kleiner als mit dem Audeze, dessen Klangbild deutlich offener und entspannter ist. Ein ähnlicher Eindruck bietet sich bei Toni Braxtons Pop-Album Secrets. Das Album weist viele, unterschiedlich gemischte Gesangs-Passagen auf. Mit dem Signature Master lassen sich die verschiedenen Hallräume nur ungenau beurteilen. Gedoppelte Stimmen werden nicht als solche wahrgenommen.
Auch Paul O‘Briens Misty Mountain erklingt etwas enger als von anderen hochwertigen Kopfhörern gewohnt, der Fretless-Bass kommt uns sogar eher drückend vor. Bei Bruno Mars‘ After Last Night spielt der Bass sehr direkt und dynamisch, wodurch du das Verhältnis von Bass und Bassdrum so sicherlich gut beurteilen kannst. Allerdings werden Hallräume auch hier nur unzureichend wiedergegeben. Gleichzeitig empfinden viele Tester*innen das Klangbild als anstrengend.
Neben guter Dynamik, hohen Lautstärkereserven und einem weitgehend linearen Frequenzgang glänzt der oberbayrische Hörer mit einer guten Außengeräuschdämpfung, wodurch er auch im Aufnahmeraum eine tolle Figur macht. Für Produzent*innen von härterer Musik wie Elektro oder HipHop / Dancefloor, die auf hohe Lautstärkereserven Wert legen und ihren Mixing-Kopfhörer auch als Monitor einsetzen möchten, ist der Ultrasone Signature Master daher durchaus eine gute Wahl. Für Produktionen mit anderen klanglichen Ansprüchen kann er aufgrund seiner etwas zu schmalen Stereobühne und dem auf Dauer ermüdenden Klang allerdings dem ähnlich teuren Audeze LCD-2 Closed Back nicht das Wasser reichen. Sogar der wesentlich günstigeren Austrian Audio Hi-X65 bringt den bayrischen Edel-Kopfhörer in bestimmten Aspekten in Bedrängnis.
Bezüglich der Ausstattung lässt der Ultrasone Signature Master kaum Wünsche offen. Neben dem sehr großen und stabilen Transportkoffer werden zwei Ersatz-Ohrpolster und nicht weniger als drei unterschiedliche Kabel mitgeliefert. Die Kabel werden an der linken Ohrmuschel mittels verriegelbarer Klinke mit dem Hörer verbunden. Das ist grundsätzlich in Ordnung, in der Preisklasse des Signature Master hätten wir allerdings gerne die Möglichkeit einer symmetrischen Verkabelung gesehen. Der etwa gleich teure LCD-2 Closed Back von Audeze bietet diese Option.
Der Signature Master ist dreh- und klappbar und damit gut für DJs oder als FoH-Kopfhörer beim Live-Konzert geeignet. Hier kann er zudem mit seiner hohen Dynamik und den großen Lautstärkereserven punkten. Für anspruchsvolle HiFi-Hörer*innen ist sein zackiges, sauber definiertes, aber vielleicht auch etwas anstrengendes Klangbild dagegen Geschmacksache. Auch in Bezug auf den Tragekomfort gibt es universellere Modelle. Du solltest den Kopfhörer also auf jeden Fall persönlich ausprobieren.
Für längeren Musikgenuss unterwegs ist der edle Hörer klanglich ein durchaus guter Partner – wenn du denn bereit bist, ein solch teures Modell auf Reisen mitzunehmen. An unserem betagten Samsung S8 Handy zeigte der Signature Master ein etwas anderes Verhalten als mit hochwertigeren Kopfhörerverstärkern. So wurden Transienten nicht ganz so scharf abgebildet, was zu einem insgesamt entspannteren Klang führte.
Mit seinen prominenten goldenen Typenschildern auf den Ohrmuscheln macht der Signature Master von Ultrasone unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein besonders edles Stück Tontechnik handeln soll. Der Klang überzeugt durch hohe Lautstärkereserven, gute Dynamik und eine präzise Lokalisation, die allerdings mit mäßiger räumlicher Tiefe und Breite einhergeht. Zudem ist der Tragekomfort je nach Kopfform gewöhnungsbedürftig und viele Tester empfanden das detaillierte Klangbild des Ultrasone-Kopfhörers auf Dauer als etwas anstrengend. Ob dir der Signature Master seinen hohen Preis von 949 Euro wert ist, bleibt also Geschmackssache.
Du suchst noch nach dem perfekten Kopfhörer für dich? Dann wirf doch mal einen Blick auf die HiFi-Kopfhörer in unserer Bestenliste:
Wie gefällt dir das Design des Ultrasone Signature Master? Denkst du, das edle Modell ist den hohen Preis wert? Erzähl es uns in den Kommentaren!
Nach zwei Jahren Pause konnte endlich die High End 2022 wieder stattfinden. Natürlich war die HIFI.DE-Redaktion für dich mit dabei: Fünf unserer Kollegen waren in München dabei.