Test: Auratone 5C Active, Studiomonitore - AMAZONA.de

2022-10-17 19:25:35 By : Ms. Rachel Ma

InhaltsverzeichnisGeschichte der Auratone 5C Super Sound CubesAuratone 5C Active auf den ersten BlickTechnische Details der Auratone 5C Active StudiomonitoreWozu sind LoFi-Boxen wie die Auratones gut?Auratone 5C Active in der Praxis

Bei den Auratone 5C Active handelt es sich um legendäre, kleine Studiomonitore in Würfelform, die auf unzähligen Studiofotos aus den 70er- und 80er-Jahren zu sehen sind. Vor rund 50 Jahren erfolgte die Markteinführung der „Super Sound Cubes“, anlässlich dieses Jubiläums hat Auratone nun in Kooperation mit dem polnischen Hersteller Bettermaker die ersten offiziellen, aktiven 5C Versionen entwickelt. Damit erfüllt Auratone einen lang ersehnten Wunsch vieler Kunden, den diverse Clone-Hersteller schon vor langer Zeit erkannten.

Nicht ganz quadratisch, aber fast: Ein „Super Sound Cube“

Auratone wurde im Jahre 1958 von Jack Wilson in Chula Visa (Californien) gegründet und ist bis heute eines der ganz wenigen Traditionsunternehmen in dieser Branche mit Bestand. Wilson baute von Anfang an stets würfelförmige Lautsprecher, die allerdings erst im Jahre 1974 die Bezeichnung 5C erhielten und zunächst häufig im TV- und Filmbereich als Monitore Verwendung fanden.

Damals gab es in den großen Studios meist nur riesige Abhörmonitore in – aus heutiger Sicht – mäßig akustisch optimierten Regien, so dass die kleinen „real world“ Würfel einen großen Gewinn darstellten. Mit ihnen ließen sich Tonmischungen auf dem Niveau eines einfachen Küchenradios überprüfen, um den durchschnittlichen Konsumentenstandard gerecht zu werden. Produzent Quincy Jones nannte sie deswegen die „Truth Speakers“.

Spätestens seit Michael Jacksons Thriller Album, von dem laut Engineer Bruce Swedien rund 80 Prozent über die Super Sound Cubes gemischt wurde, haben diese Lautsprecher einen legendären Ruf in der Studioszene. Frank Zappa schwor auf ihren äußerst begrenzten Klang ebenso wie Paul McCartney oder die Bee Gees.

In den 90er-Jahren wurde es still um Auratone, da die Yamaha NS-10 die 5Cs nun in den meisten Studios als Referenzabhöre ablösten. Acht Jahre nach dem Tod von Jack Wilson im Jahre 2005 hat seine Familie Auratone erfolgreich reanimiert und brachte 2013 die ersten Neuauflagen der 5Cs auf den Markt. Bis heute befindet sich Auratone in Familienbesitz und wird von seinen zwei Töchtern geführt. Inzwischen liegt der Firmensitz allerdings in Nashville (Tennessee), wo die „Super Sound Cubes“ unverändert in Handarbeit gefertigt werden, die technische Leitung hat Wilsons Enkelsohn Alex Jacobsen übernommen.

Auratone 5C Active in Schwarz

Direkt beim ersten Betrachten erzeugen die Auratone 5C Active einen soliden Eindruck, die Verarbeitung wirkt ordentlich und das Design ist so simpel, dass sich diese Boxen überaus schnell beschreiben lassen:

Ihre Gehäuse haben das gleiche kompakte Format wie die passiven Versionen (Höhe und Breite: 16,5 cm, Tiefe: 15,2 cm) und bringen trotz der integrierten Endstufe nur 3,5 kg pro Stück auf die Waage. Die Wände bestehen aus 16 mm starkem MDF und werden wahlweise in Schwarz oder mit einem klassischen Holzfurnier angeboten.

Auf der Vorderseite ist der 11,4 cm (4,5 Zoll) große Lautsprecher eingelassen, während eine schwarze Metallplatte die Öffnung auf der Rückseite abdeckt. Sie dient unter anderem als Träger für den Audioanschluss, eine symmetrische Combi-Buchse von Neutrik, die sich entweder per XLR- oder 6,3 mm Klinkenkabel speisen lässt.

Für die Stromversorgung des Verstärkers ist ein externes 24 V Netzteil im Lieferumfang enthalten, der Anschluss dafür liegt ebenfalls auf der Rückseite. Ansonsten gibt es nur noch einen Ein- und Ausschalter, aber keine Lautstärkeregelung, da die Auratone 5C Active dauerhaft mit voller Leistung laufen und somit über einen Monitorcontroller ausgesteuert werden müssen.

Bereits vor einigen Jahren hat Auratone in Zusammenarbeit mit Bettermaker eine passende Endstufe mit der Bezeichnung A2-30 für die passiven 5C Modelle entwickelt. Bettermaker ist ein renommierter Hersteller für hochwertige Studiotechnik wie dem EQ 232P oder Mastering Compressor, über die AMAZONA.de bereits in der Vergangenheit berichtete.

Die Technik der internen Verstärker der 5C Active Monitore und der externen Auratone A2-30 Stereo-Endstufe ist letztendlich baugleich. Natürlich musste die Endstufe in zwei Mono-Blöcke mit separaten Stromversorgungen geteilt und in passende Form für den geringen Stauraum im Gehäuseinneren gebracht werden. Als Basis dient für beide Einheiten jeweils ein Class-D-Amp mit einer Ausgangsleistung von 30 Watt an 8 Ohm, die Bettermaker samt der rückseitigen Abdeckplatte in Polen fertigt. Laut Hersteller soll der Klang der aktiven Varianten im Vergleich zu den Passiven in Verbindung mit der A2-30 Endstufe identisch sein.

Bettermakers A2-30 Endstufe für die passiven 5Cs

Von den 5Cs gab es in den 70er- und 80er-Jahren verschiedenen Revisionen, das Gehäuse und der Lautsprecher der passiven und aktiven Neuauflage beruht grob auf einem der späteren Modelle, das ungefähr Mitte der 80er-Jahre erschien. Die einfache Konusmembran besteht ganz klassisch aus Papier und hat – zumindest gemäß der technischen Angaben – ein Frequenzspektrum von 75 bis 15000 Hz. Selbstverständlich ergeben sich bei einem Breitbandlautsprecher keine Phasenprobleme, wie bei einem mit 2 – 3 Speakern bestückten Mehrwegesystem. Auf jegliche Öffnungen im Gehäuse, geschweige denn einen Bassreflexkanal, wird auch vollständig verzichtet.

Heutzutage bezeichnen Kritiker die Auratones oft als Relikte eines Zeitalters, in dem eine klanglich begrenzte Abhöre wie “Omas Küchenradio“ als Standard im Konsumentenbereich galt. Dieses Argument ist angesichts des riesigen, aktuellen Angebotes an günstigen Aktiv-Lautsprechern, deren Frequenzgänge mit Hilfe von cleveren DSPs optimiert werden, nicht ganz unberechtigt, lässt aber einen wichtigen Aspekt außen vor: Auch wenn mittlerweile Bose, JBL, Teufel und Co. die meisten Haushalte mit überzüchteten Bässen und Höhen beschallen, sind unverändert die Mittenfrequenzen in einer Tonmischung der wichtigste Bereich.

In ihnen definieren sich die meisten Elemente eines Songs und erhalten Fülle, Wärme oder Präsenz. Die Grund- und Obertöne vieler akustischer Instrumente sind hier zu finden und auch die allseits beliebte Loudness eines Songs entsteht in erster Linie in den Mitten. Daher ist es ein gängiges Mittel bei einer Tonmischung, neben Fullrange-Speakern eine zweite Abhörmöglichkeit zu haben, die einzig und allein den Fokus auf diesen Bereich legt.

Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die günstigste und einfachste für Anfänger besteht darin, in der DAW einen Equalizer auf den Master-Bus zu legen, der mit einer entspannten Flankensteilheit von 6 oder maximal 12 dB die Höhen und Bässe ausblendet. Dieses No-Budget-Tool ersetzt keine Midrange-Speaker, ist mit Vorsicht zu genießen und sollte auch immer nur kurzzeitig angewendet werden, da das Ergebnis sehr unnatürlich ist, dennoch reicht es aber aus, um einen ersten Eindruck zu erhalten.

Als nächstes können ältere Konsumentengeräte mit Line-Eingang diesen Zweck erfüllen, sofern sie ein begrenztes Frequenzspektrum haben. Ihr Klang sollte auch nicht durch Equalizer, Loudness- oder Bass-Boost-Funktionen beeinflusst werden. Für 20 bis 50 Euro lassen sich gebraucht schon viele günstige Möglichkeiten finden, man muss nur ein bisschen suchen, ausprobieren und sich Zeit nehmen, um die Boxen kennenzulernen – das geht natürlich am besten mit Referenzproduktionen.

Im professionellen Bereich gibt es je nach Geschmack und Gewohnheit unterschiedlichste Werkzeuge für die Kontrolle der Mittenfrequenzen: Die bekanntesten sind sicherlich die Yamaha NS-10 mit ihren ausgeprägten oberen Mitten. Im Gegensatz zu den 5Cs besitzen sie aber auch schon einen Hochtöner. Manche Tontechniker benutzen gerne Kopfhörer wie den Beyerdynamics DT-100, ein altbewährter Rundfunkstandard mit starkem Mittenfokus, andere schwören auf die kleinen Fostex 6301 Speaker.

Nicht zuletzt gibt es natürlich auch „Auraclones“, preiswerte Nachbauten der 5Cs von Avantone oder eben Behringer, die aber laut einem Vergleichstest von AMAZONA.de klanglich nicht ganz mit den Originalen mithalten können:

AMAZONA.de Vergleichstest: Auratone 5C, Avantone Mixcubes, Behringer C50A

Nach all den aufgezählten Alternativen stellt sich natürlich die Frage, warum man vergleichsweise viel Geld für die originalen „Super Sound Cubes“ ausgeben sollte. Die Erwartungshaltung vor diesem Test hielt sich angesichts der im Studiovolksmund gängigen Spitznamen wie „Awfultones“ oder „Horrortones“ in Grenzen, um so überraschender war der erste Höreindruck und das anschließende Arbeiten mit den Auratones:

Die 5C Active erfüllen den Zweck einer Midrange-Abhöre auf sehr gute und vor allem angenehme Weise. Sie haben zunächst einmal eine unmittelbare, schnelle Ansprache, die in einer Nahfeldpositionierung für eine starke Präsenz sorgt. Dabei ist ihr Klang erstaunlich differenziert und wirkt in keiner Weise harsch oder beißend. Er erlaubt ein konzentriertes Hören der Mittenfrequenzen, das sogar richtig Spaß macht und neben hochwertigen Fullrange-Boxen nicht kontrastreicher sein könnte. Dabei ist es gerade die rohe, begrenzte Wahrnehmung, durch die das Wesentliche einer Tonmischung in den Vordergrund gerückt wird.

Lautstärkeverhältnisse und Frequenzprobleme werden schonungslos offengelegt, selbst das Maß der Kompression einzelner Songelemente lässt sich einfach beurteilen. Gerade widerspenstige Plosivlaute im Gesang, die sich trotz x-facher Bearbeitung immer noch durchmogeln, sind mit den 5Cs umgehend erkennbar. Auch der Obertonanteil von tiefen Bässen, der sie im Mittenbereich hörbar macht, kann leicht eingeschätzt werden.

Die 30 Watt Endstufe wird über ein externes Netzteil gespeist

Überaus direkt und präzise ist die Panoramawiedergabe, ebenso wie die Phantommitte, wodurch sich Signale sehr akkurat im Stereobild verteilen lassen. In der Tiefendarstellung sind die 5C Active wahrhaftig keine Weltmeister, aber zur Bewertung der Lautstärke eines Hall-, Echo- oder Raumsignals genügt es allemal.

Wie bereits erwähnt, reicht das Frequenzspektrum der kleinen Würfel laut Herstellerangaben von 75 Hz – 15 kHz, womit sicherlich die Enden der Rolloffs in den Höhen und Bässen bzw. die letzten wahrnehmbaren Anteile dieser Bereiche gemeint sind. In der Praxis fallen die Frequenzen unterhalb von 200 Hz schon deutlich und ab 100 Hz drastisch ab, wodurch die oberen Bässe wesentlich leiser erscheinen, aber trotzdem hörbar bleiben. In den Höhen setzt der Rolloff bei ungefähr 7 – 8 kHz ein, ab 10 kHz geht es dann ebenfalls steil bergab. Bei den ursprünglichen Modellen aus den 80er-Jahren soll das Frequenzspektrum noch schmaler gewesen sein, tatsächlich ist es beim Arbeiten mit den 5C Active aber sogar ganz angenehm, dass auch noch ein wenig Höhen und Bässe wahrnehmbar sind.

Als kleines Manko gegenüber der A2-30 Endstufe von Bettermaker für die passiven 5Cs wäre noch die fehlende Überlastungsanzeige zu nennen, auch ein Limiter zum Schutz des Amps und des Lautsprechers gibt es nicht. Der begrenzte Klang der Auratones lädt allerdings wirklich nicht zu einem sehr lauten Abhören ein, dennoch bieten die Endstufen genügend Reserven, um verhältnismäßig viel aus den kleinen Würfeln zu holen – sofern es denn sein muss. Grundsätzlich erfüllen die 5Cs ihre Aufgabe aber auch bei einer geringen Lautstärke äußerst souverän.

Die Auratone 5C Active sind sehr gute Studiomonitore, wenn es ausschließlich um die Beurteilung der Mittenfrequenzen geht. Wohlgemerkt, sie eignen sich nicht als Hauptabhöre und sollten stets als Ergänzung zu einem hochwertigen Fullrange-Monitoring betrachtet werden.

Dank der Kooperation mit Bettermaker sind die aktiven „Super Sound Cubes“ platzsparender denn je, da sie gleich einen passenden abgestimmten Verstärker mit an Bord haben. Ihr Klang wirkt für eine reine Mittenabhöre sehr hochwertig, er hat einen überaus direktes und schnelles Ansprechverhalten, ein ausgeprägtes Stereopanorama und vor allem einen ausgewogenen und angenehmen Charakter, der nicht beißend oder harsch erscheint.

Sicherlich gibt es günstigere Möglichkeiten, das Midrange zu kontrollieren, für professionelle Tontechniker und ambitionierte Hobby-Mixer, die für diesen Zweck einen guten und bewährten Referenzklang haben möchten, können die Auratone 5C Active nur wärmstens empfohlen werden.

Sehr interessant. Vor allem für mich privat, der ich im Moment meine liebe Not mit den »Mitten« habe. Und den Preis finde ich ebenfalls recht atttraktiv.

Ich bin gerade am scribbeln eines User-Artikels für Amazona, der mal zusammen fasst, was mir alles beim Mixen und Mastern meines aktuellen Albums passiert ist (der wird wohl ein bischen länger). Wird’s dann geben, wenn das Album draußen ist. ?

Mich hätte ein Blick in’s Innere des Böxchens interessiert – das Verstärkermodul und seine Technik … aber natürlich auch das Breitbandchassis. Auch ein Frequenzschrieb natürlich – gerade im Gegensatz zu den vielfach mit fast äußerst erreichbarer Linearität dargestellten Studio-Abhören der kleineren Bauart.

Nicht dass ich den dargestellten Zweck bezweifle (bin kein Studiomensch) – sondern gerade diesen Zweck auch zu untermauern und in Form technischer Daten, Kurven & Details darzustellen.

Hochinteressant wäre hier ein Vergleichstest zu den KSD C5 und C8. Sehen optisch ähnlich aus wie auch der Preis der Auratone.

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Chris Pfeil ist Tontechniker und Musiker. Seit Juli 2005 testet er für AMAZONA.de Equipment in den Bereichen Guitar & Bass, Keys und Studio.