Mit exzellenten und preiswerten HiFi-Geräten hatte Argon Audio in der Vergangenheit bereits einen sehr guten Eindruck hinterlassen, auch mit Plattenspielern. Der Balanceakt zwischen knappem Budget und toller Performance soll mit dem rund 650 Euro teuren Argon Audio TT-4 jetzt auch auf gehobenem Niveau funktionieren. Ob und der Plattenspieler überzeugen konnte, liest du hier.
Schon die Aktiv-Lautsprecher Argon Audio Fenris A4, Fenris A5 und Argon Fenris A55 konnten sich bei uns hervorragende Testergebnisse erkämpfen. Nun sind wir gespannt, wie sich der Argon TT-4 im einem anspruchsvollen Umfeld gegen die Konkurrenz von erfahrenen Phonospezialisten wie Rega, Thorens oder Pro-Ject schlägt.
Übrigens: Den Argon Audio TT-4 gibt es exklusiv bei HiFi Klubben, und zwar in zwei Holz- und zwei Lackvarianten:
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Wenn du beim Plattenhören ein Nebengeräusch wahrnimmst, ist nicht immer der Spieler schuld. Selbst saubere Pressungen ohne das gefürchtete Knistern oder andere Oberflächengeräusche legen akustisch Zeugnis über ihre Entstehung ab. Die Schneidemaschinen zum Beispiel, auf denen die Master graviert werden, sollten eigentlich perfekt geräuschlos laufen. Das tun sie aber keineswegs immer. Jede Erschütterung, Unruhe oder Vibration, sei es aus dem Studiogebäude, dem Antrieb des Tellers oder Schneidstichels sowie diversen anderen notwendigen Aggregaten, wird zusammen mit der Musik im Wachsmaster verewigt.
Das neue Doppelalbum Once Twice Melody des Dreampop-Duos Beach House ist ein gutes Beispiel. Geschnitten wurden die LPs bei Sterling Sound, einem der renommiertesten und größten Masteringstudios der Welt. Dennoch ist den Ingenieuren dort ein markantes, dunkel im Hintergrund murmelndes Motorsummen entgangen. Es zieht sich durch das gesamte Album, auf den digitalen Files fehlt es. Irgendetwas an der hier verwendeten Neumann-Schneidemaschine braucht also Zuwendung.
Alle von uns getesteten Plattenspieler findest du in unserer Bestenliste:
Es spricht für die Qualität des Argon Audio TT-4, dass man solche Feinheiten mit ihm mühelos heraushört. Weil der Spieler erstens sehr ruhig läuft und zweitens sehr sauber abtastet. Die Musik macht deshalb nicht weniger Spaß, sondern mehr.
Du kannst dich also getrost in die vielen Keyboard-Schichten und die dezent darunter perlenden Basslinien des Albums hineinsaugen lassen: Der TT-4 trägt zu deinem Erlebnis keine Unruhe, kein Hintergrundgeräusch bei. Und lässt selbst in dichten Arrangements allen Tönen, Beats und Stimmen Raum zur Entfaltung.
Riemenantrieb, schwerer Teller und ein präzise gearbeitetes Tellerlager zeigen beim Argon Audio TT-4 also Wirkung. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch ruhiger ginge: Der Technics SL-1210Mk7 lässt mit gleichem Tonabnehmer die Musik noch stabiler, ruhiger und reiner fließen. Das geht in Ordnung. Schließlich würde der Technics mit Tonabnehmer und gutem Phonoteil – beides ist beim Argon TT-4 schon eingebaut – schon deutlich über 1.000 Euro kosten.
Doch auch der vergleichbar teure Pro-Ject Debut Carbon Evo kann hier zumindest mit dem Argon mithalten. Allerdings benötigst du beim Pro-Ject noch einen zusätzlichen Phono-Vorverstärker.
Der TT-4 ist ein Komplettspieler, bringt also einen vormontierten Tonabnehmer und einen eingebauten Phono-Vorverstärker mit. Du kannst ihn so direkt an jeden HiFi-Verstärker, deine Aktiv-Lautsprecher oder viele All-In-One-Systeme anschließen.
Auf einen speziellen Phono-Eingang bist du nicht angewiesen, kannst einen solchen aber wahlweise auch verwenden. Dazu lässt sich der integrierte Preamp mit einem Schiebeschalter am Heck deaktivieren. Großartige Qualitätssprünge bleiben dabei allerdings aus, wie unsere Tests ergaben. Den Argon Audio betreibt man tatsächlich am besten mit seiner eigenen Phonostufe.
Als mechanische Basis des Spielers dient ein dicker, stabiler MDF-Block, der auf vier elastischen Dämpferfüßen ruht. Die Füße sind zwar höhenverstellbar (was die gerade Ausrichtung des Spielers erleichtert), zeigen beim Klopftest aber nur geringe Entkopplungswirkung. Trotz seines beeindruckenden Gewichts und des breiten Fußabdrucks sollte der TT-4 also möglichst ruhig stehen. Als Oberflächen stehen zwei sehr schöne Echtholzfurniere sowie weißer oder schwarzer Schleiflack zur Wahl.
Der Plattenteller des TT-4 besteht aus Aluminium. Dickwandig und mit 1,4 Kilo schon recht schwer, kann sich dieses präzise Gussteil im Vergleich mit andern Plattenspielern um die 500 Euro durchaus sehen lassen. Angetrieben wird der Teller per Flachriemen von einem Gleichstrommotor. Das Gummiband verläuft unsichtbar und staubgeschützt um einen Innenkranz auf der Tellerunterseite. Die Drehzahlumschaltung erfolgt elektronisch mit dem dreistufigen Drehschalter rechts vorne auf der Zarge. Ab Werk stimmten die Drehzahlen punktgenau. Eine Feineinstellung von außen ist nicht vorgesehen, der Motor selbst lässt sich aber über integrierte Trimmpotis nachjustieren, sollte das irgendwann einmal nötig sein.
Der Tonarm spricht mit Höhenverstellung, justierbarem Antiskating und abnehmbarer Headshell auch experimentierfreudige Analogfans an. Wenn das serienmäßige Ortofon 2M Red mal nicht mehr ausreicht, kannst du hier also problemlos auch andere Systeme installieren und sauber justieren. Argon Audio hat dem Arm durchaus Beachtung geschenkt, statt ihn einfach von der Stange zu kaufen.
So haben die dänischen Entwickler zum Beispiel das Resonanzverhalten des Kohlefaserrohrs optimiert. Mit einem präzise eingesägten Längsschlitz in der Rohr-Unterseite, den Argon stolz „Anisotropic Torsion Stabilizer“ getauft hat. Dadurch wird das dünnwandige, biegefreudige Karbonrohr zwar nicht steifer. Es schwingt sich aber nicht mehr bei bestimmten Frequenzen auf. Und soll damit klangneutraler sein als die ungeschlitzte Version, die zum Beispiel bei bestimmten Audio-Technica oder Teac-Spielern Verwendung findet.
Den serienmäßigen Tonabnehmer bezieht Argon Audio von den dänischen Landsleuten bei Ortofon: Der 2M Red ist als gehobener Start-Tonabnhemer fast schon so etwas wie ein Industriestandard. Das ist zwar wenig originell, erleichtert aber Vergleiche. Auch am Argon TT-4 liefert er den gewohnt griffigen, energischen Klang mit ordentlicher Feinauflösung.
Klarer und noch ausgewogener wirds, wenn du die Red- gegen eine Blue-Nadel tauschst. Der Schritt ist mit rund 160 Euro nicht billig, aber lohnend. Noch weiter reichende Nadel- oder System-Upgrades sind im Argon-Arm weniger sinnvoll – Lagerqualität und Festigkeit müssten dafür einfach besser sein.
Argon Audio hat keine eigene Plattenspieler-Fertigung, sondern bezieht die Geräte von unterschiedlichen Zulieferern. Der TT-4 entsteht in Taiwan und liegt beim Auspacken sehr solide in der Hand. Die MDF-Grundplatte ist massiv, mit präzisen Ausfräsungen für Lager, Netzteil und Motor. Im Bereich der Anschlüsse ist die Bodenplatte mit einem magnetisch schirmenden Eisenblech aufgedoppelt, um Störfelder abzuhalten.
Unser Testmuster kam in schwarzem Schleiflack von vorzüglicher Qualität. Mit oder ohne die mitgelieferte Acrylhaube ist das ein stattlicher Spieler mit hochwertiger Ausstrahlung. Beim Auspacken musst du Gegengewicht und Headshell an den Arm schrauben, anschließend die Auflagekraft und zuletzt das Antiskating einstellen. Der Teller trägt den Riemen bereits um seinen Innenkranz. Das führt zur einzigen etwas fummeligen Aufgabe beim Aufbau: Den Riemen musst du durch ein kleines Fenster im Teller greifen und über den Antriebs-Pulley ziehen.
Die Verarbeitung des Spielers ist insgesamt sauber und präzise – mit Ausnahme der Tonarmlager. Die weisen zu viel Spiel auf und klappern bei Erschütterungen unschön. Im Zweifel ist das zwar immer noch besser als zu eng eingestellte, schwergängige Lager. Der Rega Planar 2 zeigt jedoch beispielsweise, dass es hier durchaus eine goldene Mitte gibt: Eine präzise Kombination aus Leichtlauf, Verwindungsfestigkeit und Spielfreiheit, die sich in noch mehr Dynamik bei der Wiedergabe auswirken.
Der Argon Audio TT-4 ist alles andere als ein Billig-Plattenspieler. Dem gehobenen Preis wird er mit feinem Finish und durchdachter Konstruktion gerecht. Und mit dem vormontierten Tonabnehmer und dem integrierten Phono-Preamp kannst du den filigran-weiträumigen Klang des TT-4 sofort nach dem Auspacken genießen.
Er hätte aber einen stabileren, präziser gelagerten Tonarm verdient, wie ihn manche Mitbewerber auch zu diesem Preis schon bieten. Insgesamt bietet der Argon Audio TT-4 jedoch ein solides Gesamtpaket, wenn du ohne viel Aufwand guten Vinylklang suchst.
Du bekommst den Argon Audio TT-4 direkt im Online-Shop von HiFi Klubben:
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