Neo: The World Ends With You in der Vorschau - Ein neues Kult-JRPG?

2022-10-10 06:12:09 By : Mr. Frank Chen

Nach 13 Jahren versorgt uns Square Enix endlich mit einem Nachfolger zu einem der besten DS-Spiele aller Zeiten. NEO: The World Ends With You bringt den einzigartigen Stil des Großstadt-JRPGs in die dritte Dimension und verspricht eine spannende Coming-of-Age-Reise quer durch die japanische Jugendkultur. Wir haben probegespielt!

Absolut stilsicher, erfrischend anders und komplex: Für JRPG -affine DS-Besitzer führte 2008 kein Weg an The World Ends With You, von Fans liebevoll TWEWY genannt, vorbei. Das Spiel mixte gekonnt die bunten Vibes der Tokioter Popkultur mit einer spannenden Parallelwelt-Story rund um eine Gruppe Jugendlicher, die nach ihrem Tod von den schattenhaften Reapern in einem Alternate-Reality-Spiel festgehalten werden. Außer zweier Ports auf Smartphones und die Nintendo Switch gab es lange kein Lebenszeichen mehr von TWEWY - bis vor Kurzem. Neben einer Anime-Adaption kündigte Square Enix 2020 einen Nachfolger zum Kult-JRPG an.

NEO: The World Ends With You versetzt uns wieder auf die durchgestylten Straßen von Shibuya, um mit neuen Figuren erneut das Reaper-Game zu bestreiten. Im Rahmen eines Online-Events konnten wir die ersten zwei Stunden des Großstadt-Rollenspiels antesten!

Shoka ist einer der ersten Reaper, denen wir begegnen. In der Anspiel-Session bestand der Großteil der Spielzeit aus Dialogen, die jedoch durchweg mit viel Witz und Charme geschrieben sind. Quelle: Square Enix Statt des Sozialphobikers und Dauer-Kopfhörerträgers Neku aus dem Erstling verkörpern wir in NEO den aufgeschlossenen Teenager Rindo, der mit seinem Freund Fret durch Shibuya zieht, als die beiden plötzlich eine merkwürdige App namens RNS auf ihren Handys bemerken. Sie halten RNS zunächst nur für eine digitale Schnitzeljagd, und auch die riesige Werbereklame, auf der sich einer der Initiatoren des Ganzen mit ominösen Botschaften an die Spieler wendet, beachten sie nicht weiter. Wenig später wird die Shibuya-Kreuzung jedoch von Explosionen übersät und Rindo muss dabei zusehen, wie Fret von einem herabstürzenden Bus erschlagen wird. Rindo streckt noch fassungslos die Hand aus - und dreht damit irgendwie die Zeit zurück. Das kennen wir doch irgendwo her!

Minamimoto kennt man bereits aus dem ersten Teil, seinen schrägen Mathe-Slang auch. Dabei sieht er gar nicht so nerdig aus! Quelle: Square Enix Gerade noch den Kumpel Life-is-Strange-mäßig vorm Zerquetschen bewahrt, machen wir uns auf, die Anweisungen der RNS-App zu befolgen, denn aus Spaß wurde nun offensichtlich Ernst. Dabei lernen wir schnell, dass wir uns in einer Parallelwelt befinden, die von den Reapern, den Machern der App, kontrolliert und von Noise-Monstern heimgesucht wird. Erfüllen wir alle Aufgaben der App und gewinnen das Spiel, wird uns ein Herzenswunsch erfüllt. Schaffen wir das nicht oder sind wir zu langsam, wird unsere Existenz gelöscht - wohl auch im Real Life.

Shibuya ist in (sehr) kleine Distrikte aufgeteilt, von denen jedoch nicht alle jederzeit zugänglich sind. Später im Spiel werden wir mit anderen Charakteren um die Vorherrschaft in den Zonen konkurrieren müssen. Quelle: Square Enix Das Zeitlimit, pro Tag eine Mission erfüllen zu müssen, ist dabei aber nur Story- und kein Gameplay-Element, wir können also auch in gemütlichem Tempo durch die quirligen Straßen der Stadt ziehen. Sonderlich viel Bewegungsfreiheit haben wir dabei nicht, denn Shibuyas Areale sind fast schon klaustrophobisch klein und genau so mit Menschen vollgestopft, wie man es sich in Tokio vorstellt. Die "Sheeple of Shibuya", wie der Mann von der Werbereklame sie nennt, ziehen in ihrer Welt teilnahmslos an uns vorbei, bis wir per Knopfdruck unsere Fokus-Fähigkeit aktivieren. Dann sehen wir ein Meer aus Gedanken um uns herumschwirren; in besonders interessante Fußgänger können wir auf Wunsch auch genauer hineinhorchen. Was wir im fokussierten Zustand ebenfalls sehen können, sind die "Noise" getauften Gegner des Spiels, die sich hinter roten Symbolen in der Stadt verstecken. Laufen wir mit aktiviertem Fokus durch die Straßen, können wir die Symbole einsammeln und Kämpfe starten. Wer mehrere Symbole hintereinander einsammelt, muss eine Kampfserie überstehen, kann damit jedoch mehr Erfahrungspunkte einheimsen. Die Groove-Leiste am oberen Bildschirmrand füllen wir, indem wir beim Attackieren im richtigen Moment den Charakter wechseln. Ist sie voll, können wir eine ultimative Version unseres aktuellen Psychs abfeuern.  Quelle: Square Enix

Im DS-Vorgänger bestritten wir die Kämpfe gegen die Noise noch auf zwei Bildschirmen und mit zwei Charakteren gleichzeitig, was Einiges an Eingewöhnungszeit und Übung erforderte. Auch in NEO sind wir prinzipiell wieder in Teams unterwegs, wir steuern in den abgegrenzten Kampfarenen jedoch nur einen Charakter gleichzeitig. Hier kommen die Pins ins Spiel: Mit den Ansteckern bestücken wir unsere Helden mit je einem Psych, also einer Attacke, die dann einem Knopf zugewiesen wird. Im Gefecht wechseln wir blitzschnell die Charaktere, indem wir den jeweiligen Psych benutzen. In der Anspielsession kamen die Psychs noch recht konventionell als Nahkampfhiebe, Geschosse und Flächenangriffe daher, im Original konnten wir die Feinde etwa auch per Telekinese mit Straßenschildern, Mopeds und Mülltonnen bewerfen. So leer wie hier sind die Straßen Shibuyas nur selten. Meist sind wir von gesichtlosen Menschenmassen umgeben, die etwas Leben in die recht karg gestaltete Umgebung bringen.  Quelle: Square Enix Aufgrund der ellenlangen Liste an freischaltbaren Pins im Inventar können wir jedoch guter Dinge sein, dass im fertigen Spiel etwas mehr Optionsvielfalt geboten wird. In der Vorschau waren die Gefechte leider meist per simplem Buttonmashing zu meistern, die Psychs fühlten sich zudem recht lasch und kraftlos an. Allgemein reißt der Titel rein auf die Qualität der Grafik reduziert keine Bäume aus: Mit simplen Texturen, wenigen Details und grobschlächtigen Modellen gelingt TWEWY der Sprung in die dritte Dimension nur bedingt. Was jedoch damals wie heute überzeugt, ist das markante Design der Figuren, der Spielwelt und der Menüs.

In den diversen Streetfood-Läden Shibuyas statten wir uns mit Buffs aus. Jedes Teammitglied hat bestimmte Vorlieben, die wir für den maximalen Effekt berücksichtigen sollten.  Quelle: Square Enix NEO bettet, wie schon der Vorgänger, sämtliche JRPG-Konventionen in ein modernes Stadtszenario ein, das alle möglichen Strömungen der japanischen Jugendkultur abdeckt. Statt in Rüstungen kleiden wir die Figuren in Klamotten aus Hip-Hop-, Punk- und Skatershops, statt dem Setbonus schnappen wir uns dann logischerweise den Markenbonus. Buffs bekommen wir nicht mit Zaubertränken, sondern beispielsweise mit den Ramen vom Streetfood-Laden und die witzigen Dialoge sind mit jeder Menge Slang und Referenzen gefüllt.

Die Emo-Catgirls, Gamer, Street-Artists und Rap-Fans, denen wir im Spiel begegnen, könnte man beinahe für Szene-Parodien halten, würde das Spiel seinen extrovertierten Style nicht dermaßen souverän und authentisch fahren. Keine Popkultur-Strömung wird über die andere gestellt und die Szene, aus der der jeweilige Charakter kommt, spiegelt sich in seinem Auftreten und seiner Sprechweise wider. Die Noise-Monster schließlich sehen aus wie Graffiti-Tiere mit Tribal-Tattoos als Gliedmaßen. Was leider nicht ganz so fresh, sondern eher altmodisch wirkt, ist der spärliche Einsatz von Sprachausgabe, denn nur die wichtigsten Sequenzen sind vollständig vertont. Kantige Kleidung: Je nach Distrikt sollten wir uns den dortigen Trends entsprechend anziehen, um Attributsboni freizuschalten. Wir können aber auch stur unseren eigenen Style fahren und mit der Zeit selbst Trends setzen! Quelle: Square Enix Manche Psychs lassen sich besonders gut kombinieren. Den Kick etwa können wir im Hintergrund aufladen, während wir andere Angriffe benutzen. Sehr nützlich, wenn wir auf einen geschwächten Gegner den Beat droppen sollen! Quelle: Square Enix Schließlich ist es aber wieder der großartige Soundtrack, der dem Artstyle die Krone aufsetzt: Die Musik von Serienkomponist Takeharu Ishimoto deckt auch im neuen Teil alles ab, was die Teens auf den Straßen einer Millionenmetropole so durch ihre Bluetooth-Kopfhörer und Boxen jagen könnten. Rap, Electro, Rock und Metal werden uns im fliegenden Wechsel um die Ohren gehauen und wirken dennoch wie aus einem Guss, viele Songs enthalten zudem englischen und/oder japanischen Gesang. Die Musik hat also zweifelsfrei wieder Hit-Potenzial, und wenn NEO in der Vollversion aus seinem spannenden Einstieg und den markanten Charakteren eine ebenso gelungene Coming-of-Age-Story spinnt wie sein Vorgänger, können wir uns im Sommer auf ein tolles JRPG freuen. Vor allem die etwas lahmen Kämpfe und die restriktiv aufgebaute Spielwelt müssen im Spielverlauf aber komplexer werden!

NEO: The World Ends With You (jetzt kaufen 24,99 € ) erscheint am 27. Juli 2021 für PS4 und Nintendo Switch. Die PC-Version erscheint später im Sommer 2021 über den Epic Games Store.