Die Apple Airpods Pro 2 sehen ihren Vorgängern sehr ähnlich.
Nach knapp drei Jahren bringt Apple die zweite Generation der Airpods Pro auf den Markt. Im Praxistest zeigen sie sich in fast allen Bereichen verbessert. Vor allem die aktive Geräuschunterdrückung ist beeindruckend und die Lautstärkeregelung ist endlich so einfach wie sie sein soll.
Als die ersten Airpods Pro im Herbst 2019 herauskamen, boten sie speziell für iPhone-Nutzer das mit Abstand beste Gesamtpaket. Inzwischen hat die Konkurrenz aber aufgeholt, und einige Ohrhörer haben die Apple-Stöpsel auch hinter sich gelassen. Die Airpods Pro 2 stellen jetzt das alte Kräfteverhältnis wieder her, auch wenn der Abstand zu Alternativen wie den Huawei Freebuds Pro 2, den Bose QuietComfort Earbuds II oder den Sennheiser Momentum True Wireless 3 geringer ist als vor drei Jahren.
Um Unterschiede zu den Vorgängern zu erkennen, muss man schon genau hinsehen. An den Airpods selbst hat Apple scheinbar nur die Positionen der Mikrofone und Belüftungsschlitze leicht verändert. Doch beide Ohrhörer haben jetzt endlich auch Berührungsflächen, mit denen man die Lautstärke regelt, indem man darauf mit dem Zeigefinger nach oben oder unten streicht. Ein akustisches Signal bestätigt die Änderungen. Apple hat das gut hinbekommen, die Steuerung ist präzise und unkompliziert.
Das Ladecase hat jetzt eine Öse für Halteschlaufen und einen Lautsprecher.
Beim Ladecase findet man jetzt an der rechten Seite eine Öse, um eine Halteschlaufe zu befestigen. An der Unterseite zeigen drei Löcher, dass dort ein kleiner Lautsprecher versteckt ist, der ordentlich Lärm machen kann, wenn man die Box mit "Wo ist?" sucht. Außerdem ist das Ladecase jetzt nach IPX4 gegen Wasser und Schweiß geschützt.
Wie schon die erste Generation sind die Airpods Pro 2 außergewöhnlich bequem zu tragen. Hinzu kommt, dass sie viel besser und sicherer sitzen als die meisten Konkurrenten - ein zusätzliches Paar Silikon-Aufsätze macht dies jetzt auch bei sehr engen Hörgängen möglich. Man muss auch nicht lange fummeln, bis sie optimal abdichten. Ob das so ist, kann man mit einem Passtest in den iPhone-Einstellungen herausfinden, wo die Airpods Pro jetzt einen Platz ganz oben haben.
Airpods-Pro-2-Nutzer finden weitergehende Einstellungen in den Bedienungshilfen.
Eine eigene App für die Ohrhörer wäre vielleicht eine bessere Alternative gewesen. Denn zu den wenigen Kritikpunkten gehört, dass Apple bei den Einstellungen etwas konfus vorgegangen ist - vermutlich in der guten Absicht, die Alltagsanwendung nicht unnötig kompliziert zu machen. So ist ein beträchtlicher Teil der Airpods-Pro-Einstellungen in die Bedienungshilfen ausgelagert worden, was Nutzer erstmal herausfinden müssen. Dort findet man zunächst den Eintrag Airpods & Beats, wo man die Empfindlichkeit der Steuerung regelt.
Klanganpassungen sieht Apple eigentlich nicht vor, aber etwas weiter unten, nämlich unter Audio/Visuelles gibt es die Kopfhöreranpassungen. Hier kann man beispielsweise Stimmen oder Höhen betonen, und es gibt sogar eine Eigene Audiokonfiguration. Sie erlaubt es unter anderem mithilfe importierter Audiodiagramme den Klang an das eigene Hörvermögen anzupassen.
Normalerweise kann man den Sound aber unverändert lassen, denn Apple hat es geschafft, ihn noch etwas besser zu machen als er ohnehin bei der ersten Generation schon war. So liefern die neuen Treiber noch feiner temperierte Bässe, die Mitten sind noch ein bisschen definierter und die Höhen bieten noch etwas mehr Klarheit. Dazu öffnen die Airpods Pro eine luftige, weite Bühne, wie es nicht viele Ohrhörer können.
Die eigenen Ohren zu scannen, ist mit Apples Anleitung einfach.
Der Klang ist ausgezeichnet, aber es gibt durchaus Ohrhörer, die mindestens gleich gut, wenn nicht sogar besser klingen. Wer einen besonders klaren, neutralen und noch feiner ziselierten Sound haben möchte, könnte beispielsweise die Sennheiser Momentum True Wireless 3 bevorzugen.
Apple bietet nach wie vor keine höher auflösenden Bluetooth-Standards wie aptX, mehr als AAC und SBC gibt's nicht. Ob man die sehr feinen Unterschiede im Alltag wahrnehmen könnte, sei dahingestellt. Ebenso schwierig ist festzustellen, was das personalisierte 3D-Audio bringt. Apple macht es aber auf jeden Fall mit vorbildlichen Animationen und Hinweistönen einfach, seine Ohren mit der True-Depth-Kamera zu scannen. Den 3D-Klang aktiviert man wiederum nicht in den Einstellungen, sondern über den Airpods-Pro-Regler im Kontrollzentrum.
Beeindruckend ist der Effekt so oder so. Verantwortlich dafür ist vor allem der neue H2-Chip, der auch für die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) zuständig ist. Und er erledigt seine Arbeit so effektiv, dass sich Apple in dieser Disziplin wieder an die Spitze setzt. Solange ein Störgeräusch konstant ist, filtern es die Airpods Pro fast vollständig heraus.
Im Zug hört man auch ohne Musik kein Rauschen mehr, das Gleiche gilt für Straßenverkehr unterm Fenster, den Kompressor einer Baumaschine oder eine laute Dunstabzugshaube. Aber auch Gespräche oder klappernde Tastaturen reduziert das ANC der Ohrhörer deutlich. Das ist beeindruckend, denn das gleiche Niveau erreichen derzeit nur die Bose QuietComfort Earbuds II.
Der adaptive Transparenz-Modus arbeitet ebenfalls ausgezeichnet. Er lässt Außengeräusche so durch, dass man fast das Gefühl hat, keine Ohrhörer zu tragen. Er verhindert aber auch schmerzhafte Erlebnisse, indem er eingreift, wenn es zu laut wird, beispielsweise, wenn ein Einsatzfahrzeug mit Sirene vorbeifährt.
Apple hat auch die Ausdauer der Airpods Pro nach oben geschraubt. Rund sechs Stunden sollen sie jetzt beim Musikhören mit aktiviertem ANC durchhalten. Im Test hat sich das ungefähr bestätigt. Das gilt auch für die Schnelllade-Zeit, nach fünf Minuten in der Box, haben die Ohrhörer genügend Saft für rund eine Stunde Musikgenuss getankt. Das Ladecase bietet Reserven für 24 Stunden.
Unterm Strich liefert Apple mit den Airpods Pro 2 wieder das beste Gesamtpaket für iPhone-Nutzer, auch wenn sie mit knapp 300 Euro ein teurer Spaß sind. Ihr Klang ist ausgezeichnet und die Geräuschunterdrückung überragend. Dazu sind sie ausgesprochen bequem und mit der neuen Lautstärkeregelung auch komfortabel zu bedienen. Android-Nutzer können die Ohrhörer wie gehabt nur mit großen Einschränkungen nutzen. Sie finden aber sehr gute Alternativen.