Das Ladecase ist vergleichsweise groß. aber flach genug für Hosentaschen.
Mit den QuietComfort Earbuds II verteidigt Bose seinen Ruf als Meister der aktiven Geräuschunterdrückung und lässt die Konkurrenz hinter sich. Auch Klang und Tragekomfort sind erste Klasse. Lediglich Kleinigkeiten stören.
Zusammen mit dem deutschen Unternehmen Sennheiser gehört der US-Hersteller Bose zu den Pionieren der aktiven Geräuschunterdrückung, bei der ein gegenpoliges Signal (Antischall) eine störende Schallwelle im Idealfall neutralisiert. Auf Englisch heißt das Prinzip Active Noise Cancelling (ANC). 1986 stellten beide Firmen erstmals Kopfhörer vor, die die Arbeit von Flugzeugpiloten erleichtern sollten. 14 Jahre später brachte Bose mit dem QuietComfort 1 den ersten kommerziellen ANC-Kopfhörer heraus, der bis heute fortgesetzt wird. Das aktuelle Modell ist der QuietComfort 45.
Die glänzenden Oberflächen der Ohrhörer und der Innenseite der Box ziehen Staub magisch an.
Vor rund zwei Jahren präsentierte Bose seine ersten kabellosen ANC-Ohrhörer. Damit war der Pionier etwas spät im Spiel, trumpfte aber mit der damals wahrscheinlich besten Geräuschunterdrückung in dieser Geräteklasse auf. Und das gleiche Kunststück gelingt dem Hersteller mit der zweiten Generation erneut, das ANC der Bose QuietComfort Earbuds II setzt neue Maßstäbe.
Wenn man die Verpackung öffnet, fällt zunächst auf, dass das Ladecase relativ groß ausgefallen ist, speziell im Vergleich zu der kleinen Box der Airpods Pro. Allerdings ist es flach genug, um noch als Hosentaschenformat durchzugehen. Auch die 6,2 Gramm leichten Ohrhörer selbst sind recht groß, was aber kein Problem ist. Denn ihr Körper ist so geformt, dass er nahezu perfekt die Ohrmuschel ausfüllt. Damit sind die Stöpsel sehr bequem und können lange getragen werden, ohne zu drücken.
Die Form hilft auch, dass die Ohrhörer dicht abschließen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Silikon-Aufsätze passen, die es nur in drei verschiedenen Größen gibt. Ob das der Fall ist, kann man durch einen Passform-Test in der zugehörigen App feststellen.
Die Ohrhörer haben für einen sicheren Halt zusätzliche Silikon-Bänder.
Für einen guten Halt sorgen zusätzliche Silikon-Bänder, die ebenfalls in drei Größen vorliegen. Sie haben am Rand eine Falz, die sich in der Ohrmuschel "festkrallt". So sitzen die QuietComfort Earbuds II so sicher, dass man mit ihnen auch joggen gehen kann. Dabei hilft, dass die Ohrhörer nach IPX4 gegen Schweiß und Spritzwasser geschützt sind. Das Innere der Box hält ebenfalls etwas Feuchtigkeit aus, falls man vergessen hat, die Earbuds abzutrocknen.
Sitzen die Ohrhörer perfekt, wird man mit einer Geräuschunterdrückung belohnt, die nicht weit entfernt ist vom ANC so mancher Bügel-Kopfhörer. Das Rauschen in Zügen oder im Straßenverkehr wird fast komplett ausgelöscht, auch unregelmäßigere Geräusche wie klappernde Tastaturen oder Baustellenlärm werden so stark gedämpft, dass leise Musik genügt, um gar nichts mehr davon zu hören. Besser machen das bisher keine anderen Ohrhörer.
Man kann die ANC-Stärke für jeden Modus einzeln festlegen.
Die ANC-Stärke kann man in der App nicht direkt verändern. Dazu muss man zunächst einen neuen Modus erstellen. Das wirkt zunächst etwas umständlich, aber später kann man einfach zwischen den verschiedenen Modi wechseln, indem man den Finger länger auf eine der Touchflächen auf den Außenseiten der Ohrhörer legt.
Dazu gehört auch ein Transparenzmodus, der Außengeräusche durchlässt. ANC wird dabei aber nicht unbedingt ganz abgeschaltet. Denn man hat die Wahl, "ActiveSense" zu aktivieren. Dann greift die Geräuschunterdrückung ein, wenn es in der Umgebung zu laut wird.
Die Touch-Steuerung ist einfach. Mit ein, zwei oder drei Tippern regelt man Wiedergabe und Telefonate, die Lautstärke ändert man, indem man auf einer Außenseite nach oben oder unten streicht. Viel verändern kann man daran nicht, es ist lediglich möglich zu bestimmen, ob bei langen Tippern durch die Modi geschaltet oder ein Sprachassistent aufgerufen wird.
Beim Klang gehören die Bose QuietComfort Earbuds II ebenfalls zur Spitzenklasse. Um ihn zu optimieren, spielen sie einen Ton ab, nachdem man sie eingesetzt hat. Damit soll der Klang an die Ohren angepasst werden. Das Resultat sind kräftige, sehr angenehme Bässe, die weit nach unten reichen. Sie übertreiben aber nie oder ploppen gar unangenehm aufs Trommelfell. Ausdefinierte Mitten bestimmen das Klangbild, klare Höhen ergänzen es mit vielen Details. Die Bühne ist für Ohrhörer-Verhältnisse weit.
Neutral ist der Sound nicht, er ist eher warm abgestimmt, was den meisten Nutzern gefallen wird. Manche werden ihn aber möglicherweise als etwas dumpf wahrnehmen. Dann gibt es die Möglichkeit, im App-Equalizer Bass, Mitten und Höhen anzupassen. Ein gnadenlos neutrales Klangbild wie bei den Sennheiser Momentum True Wireless 3 kriegt man so aber nicht hin.
Die QuietComfort Earbuds II stellen zwar eine sehr stabile Verbindung über den aktuelle Bluetooth-Standard 5.3 her. Sie können aber nicht wie andere Ohrhörer gleichzeitig mit zwei oder mehr Geräten verbunden sein (Multipoint). Es fehlen auch hochauflösendere Codecs wie aptX, zur Verfügung stehen lediglich AAC und SBC.
Bose gibt die Laufzeit mit bis zu sechs Stunden an, was der Praxistest in etwa bestätigt hat. Das ist nicht überragend, aber okay. Leere Buds sind in einer Stunde gefüllt. Das Case muss dafür drei Stunden ans Kabel, induktiv lässt es sich nicht laden.
Unterm Strich gehören die Bose QuietComfort zu den besten Ohrhörern, die man derzeit kaufen kann. Die aktive Geräuschunterdrückung ist überragend, der Klang ausgezeichnet. Obendrein sind die Earbuds sehr bequem. Mit 300 Euro sind sie aber ebenso teuer wie die Apple Airpods Pro 2. Da muss man dann auch Kleinigkeiten wie die fehlenden Multipoint-Verbindungen und dass das Case nicht kabellos geladen werden kann, kritisieren.